1300 Einzelsiege: Martin Legner hat noch nicht genug

Österreichs Rollstuhltennis-Legende erreicht in Prag eine historische Marke und jagt Roger Federer.

Martin Legner in Aktion. Foto (c) OBSV/Martin Joppich

6:0, 6:0 – Game, Set and Match: Legner. Österreichs erfahrenster Rollstuhltennisspieler lässt im Viertelfinale des "Prague Cup" seinem tschechischen Gegner Martin Markalous keine Chance und  feiert in der tschechischen Hautstadt den 1300. Einzelerfolg seiner Karriere. Seit 1992 werden alle Rollstuhltennisspiele von der ITF statistisch erfasst, Legner liegt in der Wertung der Einzelsiege klar vor Shingo Kunieda (638) in Führung.

Im Tennissport gibt es nur einen Spieler, der mehr Singles gewinnen konnte als der sympathische Tiroler: Roger Federer. Der Schweizer hält bei 1307 gewonnenen Einzeln. Da der "Maestro" derzeit verletzt ist, könnte ihn Legner in den nächsten Wochen überholen und eine neue Bestmarke aufstellen. "Auf so etwas arbeitet man nicht hin, das passiert einfach. Es macht mich­­­­­­ sehr stolz", so Legner. Im Doppel konnte der Tiroler 1228 Matches gewinnen, gesamt ergibt das 2528 Siege. 84 Einzel- und 265 Doppelturniersiege stehen zu Buche, drei Mal gewann er mit seinen Partnern den Masters-Doppelbewerb zum Saisonfinale. 1996 thronte er von Platz 1 der Weltrangliste, im Einzel erreichte der Milser mit Platz 3 im Jahr 2004 sein Karrierehoch.

Martin Legner im Doppel mit Takuya Miki. Foto (c) Martin Legner

Dabei war eine Tenniskarriere in seiner Lebensplanung nicht vorgesehen: "Als Kind war ich sehr sportlich und habe davon geträumt, Skifahrer oder Fußballer zu werden, weil ich das im Fernsehen gesehen habe. Meine Eltern haben mir das aber ausgeredet. Sie waren der Meinung: Sportler zu sein ist kein Beruf." Nach einem Paragleitunfall im Jahr 1988 lernte Legner in der Reha verschiedene Behindertensportarten kennen: "Zunächst habe Tischtennis und Basketball gespielt. Als mich dann ein Trainer zum Tennisspielen eingeladen hat wusste ich sofort: Das und Skifahren will ich weitermachen."

Die Erfolge stellten sich schnell ein, Legner qualifizierte sich 1992 sowohl für die Sommerparalympics in Barcelona als auch für die Winterparalympics in Alberville: "Leider habe ich mir wenige Wochen vor den Winterspielen die Beine gebrochen. Danach habe den Fokus komplett auf den Tennissport gelegt."

Legner traut Nico Langmann eine tolle Karriere zu. Foto (c) OBSV/PhilippHorak

Heute liegt Legner im Alter von 58 Jahren auf Platz 30 der Weltrangliste. "Meine Spezialität ist, die Schwächen des Gegners auszunutzen. Dafür braucht es Kraft, Technik, Kondition und Spielwitz. Ich habe immer hart an mir gearbeitet, anders hätte ich auf Dauer nicht mithalten können. Am wichtigsten ist aber die mentale Komponente, da die meisten Tennismatches im Kopf entschieden werden. Hier habe ich durch meine Erfahrung einen Vorteil", so Legner.

Im Sommer 2021 steht der Tiroler in Tokio vor seiner 8. Teilnahme an Paralympischen Spielen. Er will als bestplatzierter Österreicher ein starkes Team anführen: "Wir haben mit Josef Riegler (ITF 35), Thomas Flax (46), Nico Langmann (34) und mir viele Top-Spieler. In Japan wollen wir zeigen, dass Österreich im Rollstuhltennissport zur Weltspitze gehört.“

Besonders Langmann traut er einiges zu: "Nico ist ein offener Typ, total nett und gewaltig gut drauf. Er hat viel Potenzial, super Schläge und alles, was ein Rollstuhltennisspieler braucht. Er ist mit 23 schon Weltklasse, ich habe mit 26 erst begonnen. Dass er von Wolfgang Thiem und Österreichs besten Tennisspielern in die Trainingsgruppe aufgenommen wurde, macht ihn zu einem Role-Model für den Rollstuhltennissport."

Legner will noch lange das Racket schwingen. Foto (c) Wolfgang Efferl

Bedanken will sich Legner bei jenen Menschen, die ihm auf seinem Weg zur Seite stehen: "Meine Familie, ganz besonders meine Frau, hat immer an mich geglaubt. Meine Trainer und Freunde, die mit mir gespielt haben sowie die Verbände haben ebenfalls einen riesigen Anteil an meinen Erfolgen."

Bei der Frage, wie lange er noch weitermachen will, muss Legner schmunzeln: "Diese Frage wurde mir 1992 nach meiner Rückkehr von den Sommer-Paralympics in Barcelona gestellt. Seitdem habe an sechs weiteren Spielen teilgenommen und gebe immer dieselbe Antwort: Ich werde weiterspielen, solange es mir Spaß macht."