Blind surfen auf der CityWave

Österreichs Blindensportlerinnen und Blindensportler trainieren ihren Gleichgewichtssinn auf besondere Art: Auf dem Surfbrett auf einer 1,40 Meter hohen Welle beim CityWave.

Alle Fotos (c) ÖBSV Die BlindensportlerInnen lernten schnell, die Hilfsstange konnte früh abgebaut werden.

Ein Surfbecken mit 800 Kubikmeter kristallklarem Wasser und acht Pumpen, die eine acht Meter breite und 1,40 Meter hohe Surfwelle wälzen: Das sind die Eckdaten des ganz besonderen Gleichgewichtstrainings für Österreichs Blindensportlerinnen und Blindensportler. Die Surfmaschine CityWave auf den SCS Multiplex Terrassen an der Wiener Stadtgrenze in Wiener Neudorf sorgte für Riesenspaß bei den zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Um optimale Sicherheit zu gewährleisten, wurden das Becken sowie zwei Surflehrer für zwei Stunden exklusiv gebucht.

Karl Mayr ist Vorsitzender des Kompetenzgremiums Blinden- und Sehbehindertensport und hat die Veranstaltung organisiert: "CP-Breitensportler Bernhard Schalk ist begeisterter Surfer und hat mich motiviert, die Idee in die Tat umzusetzen. Die Resonanz war unglaublich, innerhalb kürzester Zeit waren alle zwölf Plätze ausgebucht. Und das obwohl die Sportlerinnen und Sportler kein Vorstellung hatten, was genau auf sie zukommt. Dieser Mut, ohne Vorkenntnisse eine neue Actionsportart auszuprobieren, hat mich erstaunt."

Drei Surflehrer standen den BlindensportlerInnenn exklusiv zur Verfügung.

Der Wiener wurde von den raschen Fortschritten seiner Schützlinge überrascht: "Wir haben die Hilfsstange, die für Anfänger aufgebaut waren, schnell abmontieren können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Altersgruppen haben extrem rasch gelernt. Von den Anfängen bis zum Freistehen auf dem Surfbrett hat es nicht lange gedauert." Die Surflehrer waren ebenfalls begeistert: "Sie haben gesagt, dass sie so etwas noch nicht erlebt haben und die BlindensportlerInnen jeden sehenden Anfänger um Welten schlagen. Soviel Gefühl und Gespür kann nur ein ein blinder oder sehbehinderter Mensch in der kurzen Zeit entwickeln."

Die Surflehrer, die über keinerlei Ausbildung im Behindertensport verfügen, haben sich sehr engagiert und instinktiv richtig gehandelt: "Die Burschen haben sich automatisch mit hoher sozialer Kompetenz richtig verhalten. Die TeilnehmerInnen durften die Bretter, den Beckenrand und die Stange anfassen. Dieses taktile Element ist extrem wichtig."

Die Abkühlung war beim Surfen inkludiert.

Administrativ und im Ablauf unterstützt wurde Karl Mayr von Katharina Nagyi, BIC und Trainerin der BlindentennisspielerInnen: "Es war eine super Abwechslung zum herkömmlichen Bewegungstraining und eine tolle Erholungsmöglichkeit. Vielleicht reicht es das nächste Mal sogar für Kurven, Sprünge oder sonstige Manöver."

Das Gleichgewicht gehört neben Reaktion, Geschicklichkeit und Gewandtheit zur Gruppe der koordinativen Fähigkeiten. Das Training des Gleichgewichtssinns ist gerade für Menschen mit eingeschränktem oder fehlendem Sehvermögen enorm wertvoll. "Die BlindensportlerInnen können durch das Surftraining in ihren Sportarten wie Fußball, Tennis, Schwimmen oder Kampfsport profitieren." Auch im Alltag erleben Blinde oft Situationen auf die sie blitzartig reagieren müssen, so Mayr: "Ein gutes Gleichgewicht und  Reaktionsvermögen verbessern die Bewegungskontrolle wesentlich. All diese Fertigkeiten wurden an diesem Nachmittag im Besonderen geübt."


Eine Fortsetzung ist von Sportler- wie Betreuerseite erwünscht: "Surfen ist kostenintensiv, wir sind daher sehr froh, dass der Österreichische Behindertensportverband das Training ermöglicht hat. Aufgrund der ausschließlich positiven Resonanz und dem Mehrwert für alle Beteiligten hoffen wir sehr, dass wir bald wieder ein Surftraining anbieten können."

Alle Infos dazu und zu allen weiteren Blindensportarten werden auf www.blindensport.at veröffentlicht.