Blindenfußball: Neuzugänge, Frauenpower und erfolgreiches Testspiel

Österreichs BlindenfußballerInnen starten durch: Mit neuen SpielerInnen, ambitionierten Plänen und erweitertem Training.

Fotos (c) www.blindenfussball.at

Seit rund vier Jahren hört man ein besonderes Geräusch auf Österreichs Fußballplätzen: lautes Rasseln. Immer dann, wenn die rot-weiß-roten BlindenfußballerInnen von Trainer Joe Steinlechner gegen den speziellen Fußball treten, der mit Metallplättchen gefüllt ist, um ihn hörbar zu machen, sorgt das für neugierige Blicke. Nach der Zwangspause aufgrund der Ausgangsbeschränkungen hat es jetzt endlich wieder gerasselt, das erste Testspiel stand auf dem Programm. Der Österreichische Behindertensportverband blickt auf viele Neuerungen, die Freude und Begeisterung in der Blindenfußballfamilie hervorrufen.

Kaderzuwachs schafft mehr Konkurrenz

Viele neue Gesichter standen erstmals im Kader für das Testspiel gegen den tschechischen Klub Avoy MU Brno. Sasa Stojkovic absolvierte ebenso sein Debüt, wie Sibel Cam und Emine Cam. Coach Steinlechner freut sich riesig über seine Neuzugänge: "Unser Kader umfasst bereits 12 Spielerinnen, Tendenz steigend. Der Stamm des Teams kennt sich gut, dadurch können die Neuzugänge leichter integriert werden. Die Neulinge können von der Expertise der Routiniers enorm profitieren."

Für die wöchentlichen Trainings ist das von Vorteil: "Wir können nun zwei Mannschaften bilden. Die SpielerInnen erhalten dadurch mehr Matchpraxis, die eminent wichtig im Blindenfußball ist." Das Feedback der neuen SpielerInnen ist überragend: "Jeder Sehbehinderte oder Blinde ist sofort von der Sportart begeistert, egal ob männlich oder weiblich, jung oder alt. Fast alle, die es ausprobieren, bleiben auch dabei", so Steinlechner.

Ein Testspiel auf hohem Niveau: Österreichs BlindenfußballerInnen konnten das tschechische Topteam voll fordern.

Testspiel gegen Avoy MU Brno: Starke Leistung bei knapper Niederlage

Die Gäste aus Tschechien gelten als eines der besten europäischen Blindenfußballteams und sind in Bestbesetzung nach Wien gereist. Unter Einhaltung des neuen COVID-Präventionskonzepts entwickelte sich am ASKÖ20-Sportplatz in der Hopsagasse ein tolles Spiel auf hohem Niveau. Im ersten Duell der beiden Teams vor einigen Jahren gab es in zwei gespielten Brutto-Halbzeiten eine 0:6-Niederlage für Österreichs BlindenfußballerInnen, diesmal ging es deutlich knapper zu. "Wir haben drei Netto-Halbzeiten gespielt, alle Neuzugänge sind auf dem Platz gestanden. Teilweise war ein reines Frauenteam im Einsatz, das hat es im österreichischen Blindenfußball noch nie gegeben. Wir haben nur 0:2 verloren, das ist ein tolles Erfolgserlebnis, vor allem weil mit Mustafa Hösgören unser bester Offensivspieler nicht dabei war."

Spielerin Bettina Sulyok war überglücklich, wieder spielen zu dürfen: "Es war ein ganz besonderer Tag für die Mannschaft. Die Verbundenheit am Platz, den Teamspirit und die Freude am Spiel wieder spüren zu dürfen, war einfach unglaublich."

Für Steinlechner ist das starke Ergebnis keine Überraschung: "Wir haben uns in den Bereichen Kommunikation, Technik und Koordination verbessert. Das Mannschaftsgefüge ist großartig, jede Spielerin und jeder Spieler wird wertgeschätzt und hat eine wichtige Rolle im Team." Um weitere Fortschritte mit dem größeren Kader erzielen zu können, benötigt es neue Ausrüstung wie Masken und Bälle. "Die bisherigen Trikotsätze wurden von der Firma Audio2 gesponsert, weitere Unterstützer sind jederzeit willkommen, da wir aufgrund der steigenden Spieleranzahl mehr Equipment benötigen."

Frauenpower im Blindenfußball: Erstmals stand eine komplette Frauenmannschaft am Platz.

Erstes Frauenteam in Europa?

Ein eigenes Blindenfußball-Frauennationalteam: Das haben erfahrene Blindenfußballnationen wie Spanien oder Deutschland noch nicht realisieren können. In Österreich werden derzeit die Weichen für eine Frauenmannschaft gestellt. "Beim Österreichischen Behindertensportverband wird Gleichberechtigung großgeschrieben. Es freut uns daher umso mehr, dass wir bereits fünf bis sieben interessierte Spielerinnen haben. In Zukunft ein Frauennationalteam zu stellen wäre in Europa einzigartig und eine tolle Sache für den Österreichischen Blinden- und Sehbehindertensport", so Steinlechner.

Aufgrund der neuen Spielerinnen soll auch das Betreuerteam um eine Trainerin erweitert werden: "Jede, die sich mit der Materie Blindenfußball auseinandersetzen möchte und etwas Zeit und Leidenschaft aufbringen kann, ist bei uns willkommen. Ich kann versprechen: Der Einsatz lohnt sich garantiert", erläutert Steinlechner, der es wissen muss. Vielleicht wird man als Trainerin sogar Teilnehmerin an einem Großereignis, so Steinlechner: "Langfristig ist es unser Ziel, mit einem österreichischen Blindenfußball-Frauennationalteam an großen Turnieren teilzunehmen."

Voller Einsatz wird im Team von Joe Steinlechner groß geschrieben.

Viele Vorzeichen für eine großartige Zukunft

Größerer Kader, ein eigenes Frauenteam und ein optimaler Austausch mit den mitteleuropäischen Teams – die Weichen für die Zukunft sind im Österreichischen Blindenfußball gestellt. "Wir sind sehr gut mit den anderen Teams vernetzt. Dadurch können wir viele Testspiele organisieren und an Turnieren teilnehmen." In Sachen Training ist Regelmäßigkeit das Um und Auf: "Wir konnten im Sommer jede Woche am Platz stehen, im Herbst wird das mit dem größeren Kader noch mehr Spaß machen."

Der Einsatz des Coaches wird auch von den SpielerInnen honoriert. Bettina Sulyok: "Unser Trainer hat sich auch während der Corona-Einschränkungen sehr für uns engagiert. Wir konnten uns trotz der langen Pause fit halten und absolvieren unter Berücksichtigung aller Sicherheitsmaßnahmen spannende und fordernde Trainings."

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