Es fühlt sich wie fliegen an

Vom Rollstuhlfahrer zum Dauerläufer: Race Running eröffnet Menschen mit Zerebralparese im Behinderten-Sport wie im Alltag ungeahnte Möglichkeiten.

Maximilian Knöbl (zweiter von rechts) mit einem Teil seines Race-Running-Teams.

Maximilian Knöbl, 32, ist Akademischer Freizeitpädagoge und Behindertensport-Instruktor. Er hat sich einem großen Ziel verschrieben: Race Running in Österreich zu etablieren.

Knöbl leitet das Training auf der Anlage des Wiener Leichtathletik Verbands im Schatten des Ernst-Happel-Stadions, in dem regelmäßig Arnautovic, Alaba & Co. die Fans verzaubern. Die Race Runner laufen zwar vor kleinerem Publikum, sind aber mit ebenso großem Enthusiasmus dabei.

ÖBSV: Race Running: Der Name klingt schon spektakulär: Ist die Sportart das auch?
Maximilian: Der Name hält, was er verspricht. Einige Sportler sagen: Es fühlt sich wie fliegen an.

Für wen eignet sich die Sportart und wie funktioniert sie?
Race Running ermöglicht eine neue Selbstständigkeit für Menschen mit Zerebralparese und alle, die nicht selbstständig gehen oder laufen können. Das Gewicht verteilt sich auf die Brustplatte und den Sattel des dreirädrigen Sportgeräts, die Beine werden dadurch komplett entlastet. So kann man ohne viel Kraftaufwand laufen.

Welche körperlichen Fortschritte erzielen deine Athleten und was sagt die Wissenschaft?
Die Grazer Sportwissenschaftlerin Christina Sperl hat ihre Masterarbeit über das Thema verfasst - eine Weltpremiere. Ihre Untersuchungen haben ergeben, dass Race Running das Gangbild verbessert und zu einer Kräftigung der Bein- und Rumpfmuskulatur führt. Physiotherapeuten bestätigen das laufend.

Bringt das Training auch psychische Vorteile?
Absolut. Die Race Runner treffen beim Sport neue Leute und knüpfen Freundschaften. Dabei vergessen sie den Alltagsstress.

Wie ist der Zusammenhalt in deiner Gruppe?
Wir sind eine große Familie: Sportler, Angehörige und Assistenten ziehen an einem Strang. Das ist bei jedem Training zu spüren.

Ist es schwer, genügend der futuristisch anmutenden Sportgeräte bereitzustellen?
Es sind Spezialanfertigungen, viele Komponenten sind verstellbar. So können die Räder je nach Bedürfnis an die Sportler angepasst werden. Eine Hürde ist natürlich der Anschaffungspreis von rund 3000 Euro.

Warum hast du dich gerade für diese Sportart entschieden?
Als ich Race Running zum ersten Mal gesehen habe, hat es mich sofort gepackt. Was passiert, wenn ein Mensch mit körperlichem Handicap vom Rollstuhl auf das Sportgerät wechselt, ist unglaublich. Diese Begeisterung, die da entsteht, steckt sofort an.

Wo hast du dir die Expertise geholt?
Bei verschiedenen Workshops im Ausland, außerdem habe ich eine Ausbildung zum Behindertensport Instruktor auf der BSPA absolviert.

Was kriegst du als Trainer von deinen Sportlern zurück?
Unfassbar viel Dankbarkeit und Begeisterung. Das ist mir in kaum einem anderen Lebensbereich widerfahren, darum bedeutet mir die Aufgabe auch so viel.

Wer unterstützt euch?
Der ÖBSV und der WAT. Ohne deren Beteiligung würde es die Sportart in Österreich wahrscheinlich gar nicht geben. Aufgrund des finanziellen Aufwandes hoffen wir jedoch laufend auf neue Sponsoren.

Nehmt ihr an Wettkämpfen teil?
Natürlich! Gleich in unserem ersten Jahr hat Robert Prajo die Bronze-Medaille in seiner Klasse für Österreich bei der WM in Dänemark geholt. Das Wettkampfprogramm wird sukzessive erweitert.

Welches Entwicklungspotenzial siehst du?
Ein sehr hohes. In Österreich ist die Sportart im Gegensatz zu Skandinavien ja noch relativ jung, es gibt noch viel Wachstumspotenzial. Jeder kann vorbeikommen und es ausprobieren! Wir sind bereit.

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