Faszination E-Rolli-Fußball: Geschwindigkeit trifft Strategie

Thunder E-agles Kapitän Martin Ladstätter ist seit 2013 mit dem E-Rolli-Fußball-Virus infiziert. Er verrät, warum ihn gerade diese Sportart begeistert und welchen Award das Nationalteam einheimsen konnte.

Martin Ladstätter in Aktion. Foto (c) serciuborcuta.com

Du bist seit 2013 leidenschaftlicher E-Rolli-Fußball-Spieler. Welchen Stellenwert hat die Sportart für dich?
Martin Ladstätter: Ich habe mit E-Rolli-Fußball ein sportliches Hobby gefunden, das in Teams gespielt wird. Das finde ich für mich ideal, weil ich nicht als Einzelkämpfer Sport betreiben würde. Was ich besonders cool finde, ist dass Frauen und Männer gemeinsam spielen.

Wie würdest du E-Rolli-Fußball beschreiben?
Es ist eine Fußball-Art für Menschen, die einen Elektrorollstuhl benutzen und wird in der Halle gespielt. Der Sport lebt von Strategie und Geschwindigkeit.

Welche Fähigkeiten zeichnen einen guten E-Rolli-Fußballer aus?
Sie oder er muss jene Aufgaben ausführen, die dem Team in der jeweiligen Situation am meisten helfen. Das umfasst neben Technik, Bereitschaft zum Training und Verständnis für sich abzeichnende Spielzüge, vor allem auch ein Gefühl für das Team. Kurz gesagt: Jene klassischen Fähigkeiten, die jeder Fußballer benötigt.

Mit dem ASKÖ-Players-Cup steht der Saisonauftakt an. Was hast du dir vorgenommen?
Nach einer Trainingspause zum Jahreswechsel geht es darum, Schwung in Spiel zu bekommen. Ziel ist wie immer: Gut spielen, Trainiertes umsetzen und - wenn es das Spiel zulässt - gewinnen.

Kampf um jeden Ball - aber fair. Foto (c) sergiuborcuta.com

Wie definierst du deine Rolle innerhalb des Teams?
Mein Ziel ist es, Ruhe ins Spiel zu bekommen und die vorbereiteten Spielzüge einzuleiten. Als Kapitän der Thunder E-agles habe ich aber nicht nur auf dem Spielfeld viele Aufgaben, sondern auch außerhalb.

Was bedeutet dir mehr: Ein Tor zu erzielen oder eines vorzubereiten?
Das ist eine wirklich schwere Frage. Es freut mich sehr, wenn ein von mir eingeleiteter Spielzug zu einem Tor führt. Aber so selbstlos bin ich nicht, dass ich eine gute Torsituation nicht auch selbst verwandeln will. Am wichtigsten ist: Wir müssen mehr Tore machen als die Gegner.

Welche sportlichen Ziele hast du dir für das Jahr 2020 gesetzt?
Die österreichische Liga zu gewinnen. Im Sommer werden wir, die Thunder E-agles, dann bei einem Turnier in Genf gegen die international stärksten Klubteams spielen. Wir sind dort Außenseiter, wollen aber überraschen.

Euer Trainer Leo Vasile ist als Taktikfuchs bekannt. Was zeichnet ihn aus?
Er versucht aufbauend auf unsere Stärken, eine Strategie zu entwickeln, um im Spiel erfolgreich zu sein. Zu viel darf ich aber nicht verraten.

Für alle Fans die Pflichtwebsite: www.erollifussball.at - Foto (c) ERFÖ

Letztes Jahr konntest du mit dem Österreichischen Nationalteam beim European Nation Cup den sechsten Platz erringen.
Es war eine großartige Erfahrung, dort dabei zu sein. Es war das bedeutendste Turnier, an dem ich teilgenommen habe. Es ist einfach für jeden Sportler eine Ehre, gegen Welt- oder Europameister zu spielen. Viele der Teams bringen jahrzehntelange Tradition, viel Geld und gutes Material mit. Wir haben aber hart gekämpft und sind nicht Letzter geworden, darauf können wir stolz sein.

Welche besondere Auszeichnung wurde euch zuteil?
Wir sind mit viel Elan und Zuversicht aufgetreten und unser Umgang mit Spielerinnen und Spielern anderen Teams wurde positiv anerkannt. Wir wurden deshalb mit dem Fair-Play-Award ausgezeichnet.

Wie reagieren Zuschauer ohne Behinderung, wenn sie euch zum ersten Mal zuschauen?
Meist mit Erstaunen, wie schnell der Sport ist und wie exakt die Spielzüge sein können. Viele sind überrascht, was mit Sport E-Rollis machbar ist und wie spannend die Spiele verlaufen.

Du bist abseits des Fußballplatzes Vorstandsmitglied des ÖBSV LV Wien. Was ist dir wichtig?
Um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen vorantreiben zu können, bedarf es in allen Lebensbereichen die Einbeziehung. Im Sportbereich ist es daher essentiell, dass Behindertensportvereine passende Angebote für tausende Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen österreichweit anbieten. Machen wir uns nichts vor: Das ist eine große Herausforderung. Als Funktionär des ÖBSV ist es mir wichtig, dabei zu helfen, diese Herausforderung zu meistern.

Martin Ladstätter engagiert sich auf- wie abseits des Sportplatzes für Menschen mit Behinderung.

Welche Wünsche hast du für die Weiterentwicklung des Österreichischen Behindertensports?
Die Strukturen des Österreichischem Behindertensports sind noch im 20. Jahrhundert steckengeblieben. Hier würde ich mir eine Modernisierung und Verschlankung wünschen. Ob es wirklich zielführend ist, dass der „Österreichische Behindertensport“ aus dutzenden Vereinen besteht, bezweifle ich stark. Derzeit setzt - so mein Eindruck - der Behindertensport stark auf Anknüpfungspunkte wie Sonderschulen oder Institutionen. Hier würde ich mir die Erarbeitung einer inklusiven Strategie des Findens von potentiellen Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderung wünschen. Eine große Hürde bei der Sportausübung ist auch, dass Sportstätten sehr häufig nicht einmal den minimalsten Anforderungen an Zugänglichkeit entsprechen. Es ist im 21. Jahrhundert einfach nicht mehr einzusehen, warum mit öffentlichen Fördergeldern Aussonderung subventioniert wird. Das muss sich schleunigst ändern.

Du bist Gründungsmitglied und Obmann von BIZEPS - Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Was genau sind die Ziele dieser Organisation?
BIZEPS - Zentrum für Selbstbestimmtes Leben ist eine Selbstbestimmt-Leben-Organisation. Wir unterstützen Menschen mit Behinderungen dabei, zu ihren Rechten zu kommen und betreiben ein Beratungszentrum in Wien.

Was siehst du als bisher größten Erfolg deines gesellschaftspolitischen Engagements an?
Erfolg ist die Summe von vielen Bemühungen. Was uns als „Selbstbestimmt Leben Organisation“ gelungen ist: Rechte von Menschen mit Behinderungen sind in der gesellschaftlichen Diskussion in den letzten 30 Jahren extrem wichtig geworden. Weg von der reinen Fürsorge hin zu gleichberechtigter Teilhabe. Unser Leitsatz „Nichts über uns ohne uns“ war sehr erfolgreich; das sieht man, wenn man die heutige Berichterstattung in den Medien mit jener von vor beispielsweise 30 Jahren vergleicht.

Vielen Dank für das Gespräch!

ASKÖ PLAYERS CUP
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