Fitness für Rollstuhlfahrer - Dr. Christoph Etzlstorfer

Die AUVA tut sehr viel, um Menschen, die sich eine Querschnittlähmung zugezogen haben, zu rehabilitieren und ihnen so ein weitgehend selbstständiges Leben zu ermöglichen. Allerdings ist auffallend, dass so mancher nie wieder so fit ist wie unmittelbar nach der Rehabilitation. Daheim nehmen sich viele zu wenig Zeit, um etwas für ihre Fitness zu tun.

Vorbeugung von Überlastungs-­? und Abnützungsschäden

Die AUVA tut sehr viel, um Menschen, die sich eine Querschnittlähmung zugezogen haben, zu rehabilitieren und ihnen so ein weitgehend selbstständiges Leben zu ermöglichen. Allerdings ist auffallend, dass so mancher nie wieder so fit ist wie unmittelbar nach der Rehabilitation. Daheim nehmen sich viele zu wenig Zeit, um etwas für ihre Fitness zu tun. In der ersten Zeit nach der Entlassung haben die Adaptierung der Wohnung und des Arbeits- bzw. Ausbildungsplatzes Vorrang. Ohne die entsprechende Motivation und die Überzeugung der Wichtigkeit von Fitnesstraining wird darauf vergessen.

Es geht nicht um Leistungssport, sondern um die Verbesserung der körperlichen Fitness für die Bewältigung des Alltags. Wenn man bedenkt, dass es für einen Rollstuhlfahrer neben der Art der Behinderung von dieser Fitness abhängt, ob er ein selbstständiges Leben führen kann, ob er alleine ins Auto einsteigen kann, ob er aus der Badewanne heraus kommt, so betrifft dies ganz massiv die Lebensqualität.

Maßnahmen

Für dieses Training sehe ich zwei Möglichkeiten:

  • Training zu Hause: Das ist zeitsparend, allerdings ist man dabei mit den Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Die Gefahr der Ablenkung und damit des Streichens des Trainings ist relativ groß.
  • Training im Fitness Center: oft nicht barrierefrei, Kosten von mindestens 20 Euro pro Monat, Trainer sind mit Rollstuhlfahrern gelegentlich überfordert. Dafür hat man Möglichkeiten zum vielfältigen Training, die Ablenkung ist geringer als zu Hause, darüber hinaus kann man soziale Kontakte knüpfen.

In beiden Fällen ist eine entsprechende Anleitung nicht nur hilfreich, sondern unbedingt notwendig.

Trainer

Vor 33 Jahren zog ich mir im Schulturnen eine Querschnittslähmung zu. Nach Absolvierung eines Studiums bin ich an der Universität Linz tätig. 30 Jahre Leistungssport auf höchstem Niveau führten zu acht Paralympicsteilnahmen mit Medaillengewinnen. Seit fast 20 Jahren bin ich nach einer entsprechenden Ausbildung und vielen Fortbildungen als Trainer sowohl im Leistungs- als auch im Fitness und Gesundheitssport tätig. Bei Ausbildungen für Trainer und Physiotherapeuten vermittle ich in Lehrveranstaltungen Wissen über Behindertensport. Mehrfach habe ich Workshops für Rollstuhlfahrer durchgeführt, bei denen ich Betroffenen zeige, was man in einem Fitness Center für die Gesundheit tun kann. Für mich war es erschütternd, wie unfit Menschen sein können, die nie gelernt haben, ihre körperlichen Fähigkeiten zu verbessern. Dies trifft zwar ganz allgemein zu, erhöht für Rollstuhlfahrer aber den Grad der Einschränkung.

Vorgangsweise

Ein erster Schritt wäre entsprechende Aufklärungsarbeit in den Rehabilitationszentren. Physiotherapeuten und Sportwissenschaftler leisten dort sehr gute Arbeit, um die Patienten auf das Leben im Rollstuhl vorzubereiten. Der Eindruck, den ein selber Betroffener, noch dazu ein Tetraplegiker, wie in meinem Fall, hinterlässt, ist meistens aber noch tiefer. Folgende Inhalte lassen sich in einem Workshop an einem halben Tag vermitteln:

  • Gründe für die Wichtigkeit einer ansprechenden Fitness;
  • Überblick über die Anatomie der Schultern;
  • Mobilisierungsübungen für die Schulter;
  • Anleitung zum Krafttraining sowohl zu Haus als auch im Fitness Center;
  • Diese Workshops können je nach Bedarf zwei bis vier Mal jährlich in den großen RZs Bad Häring, Weißer Hof und Tobelbad stattfinden.

Ein weiterer Schritt könnte sein, Personal Training für Betroffene (mit Kostenbeteiligung) bei ihnen zu Hause oder in Fitness Centern in der Nähe durch zuführen. Damit könnte man möglicherweise die Frequenz der Wiederholungstrainings in den Reha-Zentren verringern.

Ausblick

Ich bin überzeugt davon, dass dies ein wichtiges Projekt für die Zukunft ist. Die Lebenserwartung für Rollstuhlfahrer hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter erhöht. Die Kombination aus Behinderung und erhöhtem Alter kann die Lebensqualität massiv einschränken. Dazu kommt wegen des ansteigenden Alters die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beiden kann man schon in jungen Jahren durch einen aktiven Lebensstil entgegenwirken. Dies hilft nicht nur unmittelbar den Betroffenen, sondern darüber hinaus ganz allgemein den Kostenträgern und der Gesellschaft.

Dr. Christoph Etzlstorfer, www.erfolgslauf.at 

Foto: Wier-PR