Heimspiel für Pototschnig bei Wiener LA-Meisterschaft

Alexander Pototschnig will den Heimvorteil bei der LA-Meisterschaft des Wiener Behindertensportverbands am 5. September nutzen.

Alle Fotos (c) OBSV/Stefan Voitl

Die Umsetzung der COVID-Präventionsmaßnahmen sind vorbereitet, die Wettervorhersage ebenso vielversprechend wie das Teilnehmerfeld: 67 Sportlerinnen und Sportler aus 13 Vereinen in 6 Bundesländern können sich am 5. September 2020 bei der 46. Wiener Leichathletik-Meisterschaft des Wiener Behindertensportverbands auf sichere und umfangreiche Titelkämpfe freuen. In diesem Rahmen wird auch die 13. Wiener Leichtathletik-Seniorenmeisterschaft sowie dei 5. Wiener Leichtathletik-Jugendmeisterschaft ausgetragen.

Am Start sind mit Bil Marinkovic und Alexander Pototschnig zwei Kaderathleten des Österreichischen Behindertensportverbands. Während Routinier Marinkovic (47 Jahre) der Gruppe der arrivierten Athleten zugehört, zählt der gerade erst 22 Jahre alt gewordene Pototschnig zur jungen Garde. Die Vorbereitung auf die Meisterschaften verlief ungewohnt: Aufgrund des Lockdowns durfte der Sprinter, der ohne rechten Unterarm geboren wurde und von Herwig Grünsteidl trainiert wird, zwei Monate lang weder auf die Leichtathletik-Anlage noch ins Fitness-Studio. "Ich habe mich mit Home-Workouts und Waldläufen fit gehalten. Zuletzt musste ich eine Muskelzerrung auskurieren. Dank guter Physiotherapie und Massagen stehe ich aber seit einer Woche wieder voll im Training", schildert Pototschnig.

Der österreichische Jugendrekordhalter trainiert im Leichathletikzentrum Wien im 2. Bezirk im Schatten des Ernst-Happel-Stadions und hat bei den Meisterschaften somit Heimvorteil. Er kann den Klang der Startpistole kaum erwarten: "Ich konnte heuer erst an zwei WLV-Meetings teilnehmen, mir fehlt der Konkurrenzkampf. Als Leistungssportler trainiert man auf Wettbewerbe hin, die gab es aber zuletzt nicht. Ich weiß daher aktuell nicht wo ich stehe." Diese Erkenntnis soll nun in Wien gesammelt werden: "Die Vorfreude ist riesig, ich spüre das Kribbeln in den Tagen vor einem Bewerb noch stärker als sonst."

Normalerweise startet Pototschnig über drei Distanzen: 100, 200 und 400 Meter. Durch die neue Situation aufgrund der Pandemie hat er sich in dieser Saison auf die 100 Meter spezialisiert. "Den Reiz macht die maximale Kraftentfaltung nach dem Start aus, das taugt mir einfach." Seine Ziele für das Rennen sind klar definiert: "Als Sportler möchtest du jeden Lauf gewinnen. Außerdem möchte ich eine Zeit von unter 12 Sekunden sprinten. Das ist mir heuer mit 11,97 schon gelungen, diese Leistung will ich wiederholen."

Pototschnigs persönliche Bestleistung liegt bei 11,60 Sekunden. Diesen Wert will der 22-jährige mit Hinblick auf ein Großereignis bald knacken: "Mein großer Traum ist die Teilnahme an den Paralympics in Tokio 2021. Ich hoffe deshalb, dass ich an internationalen Wettkämpfen teilnehmen kann, um die geforderten Limits zu unterbieten. Ich weiß, dass ich das schaffen kann, wenn ich die Chance dazu erhalte."

Im privaten Bereich sollen einige Optimierungen den nötigen Push bringen: "Ich bin Vollzeit angestellt und trainiere entweder um sechs Uhr früh oder nach der Arbeit. Ich führe aber derzeit Gespräche mit meinem Arbeitgeber Otto Bock und dem Heeressportverband, um meine Stunden bis zu den Paralympics zu reduzieren. Die Regeneration kommt derzeit zu kurz, ich möchte mich aber optimal auf dieses Großereignis vorbereiten. Ich stoße auf viel Unterstützung und denke, dass wir das hinbekommen."

Als Vorbild dient Pototschnig ein Landsmann, der ebenfalls ohne rechten Unterarm geboren wurde und sich 2012 in London zum doppelten Paralympics-Champion krönen konnte: "Ich war mit Günther Matzinger schon auf einigen internationalen Wettkämpfen und habe versucht, mir möglichst viel von ihm abzuschauen. Ich will das erreichen, was er schon geschafft hat, nämlich in der Weltelite um Medaillen zu sprinten."

Zeitplan Wiener Leichtathletik Meisterschaft
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