IBSA-Sportschützen holten beim WM 2 x Gold, 1 x Bronze und 3 Weltrekorde

Vom 7.-13. November fanden in Olsztyn (POL) die IBSA-Weltmeisterschaften (International Blindsport Association) der sehbehinderten Schützen statt. Österreichs Team holte in Summe 2 x Gold, 1 x Bronze und sicherte sich dabei auch 3 Weltrekorde. Gold holten sich Patrick Moor (60 Schuss stehend frei) und Kurt Martinschitz Kurt (60 Schuss liegend). Moor sicherte sich über 40 Schuss kiend, 40 Schuss stehend, 40 Schuss stehend frei auch die Bronzemedaille. Weltrekorde gab es durch Maria Luise Weber (Bewerb 60 Schuss liegend Frauen) und Patrick Moor (60 Schuss stehend frei Männer, 60 Schuss liegend Männer).

Der WM-Verlauf im Detail:

1. Tag - Königsklasse „stehend frei“

Patrick Moor aus Vorarlberg (mit Begleitsportlerin Daniela Moor) krönte sich zum Weltmeister und stellte dabei einen neuen Weltrekord mit 623,1 Ringen auf. Im Finale erreichte er 208,0 Ringe. Er gab im Finale vom ersten bis zum letzten Finalschuss die Führung nicht ab.

Kurt Martinschitz aus Kärnten (BGS Günther Sapinski) landete bei der Qualifikation auf Rang 3 mit 617,4 Ringen und beendete das Finale auf dem 4. Platz. Nach der Qualifikation musste Kurt zur Randomcontrol, wo seine Jacke beanstandet wurde, was vorerst eine Disqualifikation zur Folge hatte. Nach Einbringung eines Prodestes wurde die Disqualifikation von der Jury zurückgenommen und Kurt durfte am Finale teilnehmen.

Maria Luise Weber, ebenfalls aus Kärnten (BGS Lothar Heinrich), konnte sich nicht gegen die Hauptkonkurrentinnen aus Polen behaupten. Sie erreichte in der Qualifikation den 9. Platz mit 386,3 Ringen. Die WM-Newcomerin Andrea Piribauer aus Wien (BGS Erwin Messerer) konnte sich mit nur 1,0 Punkten Rückstand hinter die Ex Weltmeisterin Maria Luise Weber auf den 10. Platz platzieren.

2. Tag - Bewerb „liegend“

Weltmeister wurde Kurt Martinschitz mit einer Qualifikationsleistung von 636,4 Ringen (Platz 5) und einem sensationellen Finale.

Patrick Moor erreichte in der Qualifikation den 1. Rang, wo er sich den zweiten Weltrekord im „liegend“ mit unglaublichen 641,5 Ringen holte. Im Finale versagte seine Waffe kläglich, womit sich der Vorarlberger schließlich mit dem 5. Gesamtrang zufrieden geben musste. Andrea Piribauer schoss ein für sie sensationelles Ergebnis in der Qualifikation mit 629,6 Ringen und schaffte sogar mit dem 7. Platz den Sprung ins Finale. Im Finale belegte sie schließlich bei ihrer ersten WM den 8. Platz.

Maria Luise Weber schien nach der Qualifikation und top Weltrekordleistung von 640,6 Ringen unschlagbar und landete auf dem 1. Platz. Doch dann geschah das Unfassbare. Maria schoss, überlegen in Führung liegend, noch vor dem Kommando „Start“ und kassierte prompt dadurch die „0“. Somit war die Goldene für sie nicht mehr erreichbar. Am Ende war es "nur" mehr Platz 6.

Die Vorstufe dieses frühzeitigen Schusses war, dass der Finalsprecher nicht gewartet hat bis Andrea Piribauer den Stand verlassen hat. Andrea wurde verabschiedet und war im Begriff die Feuerlinie zu verlassen. Der Sprecher wartete aber nicht bis dieser Vorgang beendet war, sondern gab sofort das Kommando, „zum nächsten Schuss laden“. Normalerweise sollte 5 Sek. nach diesem Kommando das Kommando „Start“ folgen. Doch der Finalsprecher bemerkte seinen Fehler, sagte aber mindestens 20 Sek. nichts mehr. Dadurch wurde Maria unsicher und gab Ihren Schuss ab. Gefolgt von der Schweizerin Claudia Kunz. Es gab dann massive Proteste von Österreich, Schweiz und Dänemark, die allesamt zu diesem Zeitpunkt unter den Tisch gekehrt wurden. Die Jury erkannte den Protest nicht an und meinte, "Schuss vor Start ist „0“. Erst am nächsten Tag wurde vom IBSA-Delegierten und Vorsitzenden von VI-shooting, Michael Whapples, ein Statement abgegeben, wo der Jury Recht gab und das Finalergebnis anzuerkennen sei.

3. Tag - Bewerb „Dreistellung“ (Herren 3x40, Damen 3x20)

Nachdem Patrick Moor am 2. Tag im Finale einen Defekt bei seinem Gewehr hatte, musste der frisch gebackene Weltmeister mit einem Ersatzgewehr an den Start gehen. Ein Gewehr, das er noch nie vorher in der Hand hatte, trotzdem erreichte er mit nur 2,8 Ringen Rückstand zum Sieger, die Bronzemedaille mit 1256 Ringen. Kurt erreichte mit 10,5 Ringen Rückstand auf Patrick den 4. Platz. Maria Luise Weber musste wiederum in Führung liegend, nach einem „1´er“ nicht nur Platz 1 abgeben, sondern landete am Ende auf den für sie enttäuschenden 8. Platz. Andrea Piribauer hatte ebenfalls einen Fehlschuss und landete auf dem 11.Platz.

Neue Synergien im Bereich IPC Integration in Richtung Paralympics

Nachdem Patrick Moor den Projektleiter und IPC Shooting Verantwortlichen Ferrol Van Hoeven zu diesem Event eingeladen hat, konnten nicht nur gute Fachgespräche geführt werden, sondern auch die nächsten Schritte auf dem Weg zu den Paralympics festgelegt werden.

Einige gravierende organisatorische Mängel wurden bei dieser WM sichtbar. Damit die Gefahr gebannt werden kann, dass das VI-shooting möglicherweise Schaden davon nimmt und womöglich zerbrechen könnte, hat Moor mit Ferrol Van Hoeven einen schnelleren Integrationsprozess besprochen. Ergebnis der Gespräche war unter anderem, dass das IPC für das Jahr 2017 einen Demo Bewerb für die blinden Schützen durchführen wird. An diesem Demo-Event sollen die Regeln, die Klassifizierung, etc. finalisiert werden. Zudem sollten dort auch Kampfrichter und Mitglieder der Jury geschult werden.

Nachdem Moor schon in den Vorbereitungen zum „2. Int. Alpen Cup“ 2017 in Innsbruck (14.9 bis 17.9) steckt, schlug dieser dem IPC Verantwortlichen van Hoeven vor, dass es gut wäre, diese zwei Veranstaltungen zu einem „Megaevent“ zusammen zu legen. Die Durchführungsdauer würde sich zwar etwas verlängern. Details sollen in den nächsten Monaten mit dem IPC finalisiert werden.  Moor hat bereits diesbezüglich mit Nationen die nur noch bei IPC starten können/wollen gesprochen und hat eine sehr positive Reaktion erhalten. Dadurch werden künftig wesentlich mehr Nationen an dieser Sportart teilnehmen. Beim „1. Int. Alpen Cup“ im letzten Jahr waren übrigens mehr Nationen am Start als bei der diesjährigen WM in Polen. Auch Klassifizierer von IBSA und IPC waren bei der WM vor Ort und haben sich darüber verständigt, dass ein gemeinsamer Weg eingeschlagen werden muss, und zwar in Richtung IPC.

"Wenn die nächsten Monate gut gearbeitet wird und der Event in Innsbruck 2017 zum Erfolg wird", so Ferrol van Hoeven von der IPC, "ist VI-shooting Ende 2017 „ready for“ IPC. Und im Jahr 2018 könnten bereits die ersten offiziellen IPC Meisterschaften stattfinden." „So nahe an der Möglichkeit paralympisch zu werden, waren wir noch nie!“, sagt Weltrekordhalter und Weltmeister Patrick Moor und hofft, dass er für den Weg „go to IPC“, bestmögliche Unterstützung aus Österreich bekommt.

Textquelle: Karl Mayr (Anm.: angepasste Version)