Marinkovic & Falk: Rückkehr auf Sportplätze ist "geiles Gefühl"

Bil Marinkovic und Janina Falk trainieren wieder auf der Leichtathletikanlage und im Wasser. Der Routinier und der Youngster verraten, was das für sie bedeutet.

Foto (c): Daniel Auer & Privat

Bil Marinkovic ist einer der wurfgewaltigsten Behindertensportler der Welt. Seit 2004 in Athen ist der Blindensportler Stammgast bei den Paralympics, hat eine Gold- und eine Bronzemedaille geholt und wollte in diesem Sommer in Tokio um weiteres Edelmetall werfen. Diesen Plan muss der Wiener zwar vertagen, trotzdem blickt er positiv in die Zukunft. "Seit zwei Wochen kann ich wieder draußen in Schwechat und Franzensdorf bei meinem Trainer Gerhard Mayer trainieren. Ich kann wieder unter Berücksichtigung der Sicherheitsvorschriften in die Kraftkammer", schildert Marinkovic.

Die Zwangspause hat er nach eigener Einschätzung gut genutzt: "Ich habe mich zu Hause am Ergometer, mit Kettle-Bells, einer Vibrationsplatte und Seilspringen fit gehalten. Das Werfen habe ich trocken, also ohne Diskus, durch Simulation der Drehungen geübt. Langweilig wurde mir dabei nicht."

Das Sportgerät wieder in die Ferne zu schleudern löst in Marinkovic wieder besondere Emotionen aus: "Es ist einfach ein geiles Gefühl und ich freue mich nach knapp zwei Monaten wieder jedes Mal auf das Werfen wie am Beginn meiner Karriere." Sein Trainer ist mit den Leistungen seines Schützlings sehr zufrieden. "Er sagt, ich werfe mindestens wieder gleich gut wie letztes Jahr zu dieser Zeit, vielleicht sogar ein bisschen besser."

Bil Marinkovic genießt das Wurfgefühl des Diskus. Foto (c) Privat

Seine Erfahrung half Marinkovic durch die außergewöhnliche Zeit. "Ich denke, die Krise hat mich stärker gemacht. Ich hatte viel Zeit um über meine Wurfbewegung nachzudenken und darüber, wie man sie technisch optimieren kann. Ich war diesbezüglich schon immer ein Fanatiker. Auch im mentalen Bereich hab ich gearbeitet, um im Kopf noch stärker zu werden."

Mit 46 Jahren zählt Marinkovic zu den Leichtathletik-Veteranen. Dass Tokio 2020 erst 2021 stattfinden kann, bringt ihn aber nicht ins grübeln. "Es ist nachvollziehbar, dass zum Schutz der Gesundheit die Spiele nicht in diesem Sommer stattfinden können. Ich betrachte die Verschiebung aber als Zuckerl, weil sie meine Karriere um ein Jahr verlängert hat. Aufgeben käme für mich nie in Frage, weil ich mich gut fühle und davon überzeugt bin, dass ich auch nächstes Jahr noch ganz vorne mitmischen kann."

Janina Falk ist zurück in ihrem Element: Dem Wasser. Foto (c) Daniel Auer

Ebenso zurück ist Janina Falk. Die Wienerin ist zwar erst 17 Jahre alt, hat aber schon unglaubliche Erfolge im Mentalbehindertensport gefeiert. Sie ist Europameisterin, im Schwimmbecken kaum zu schlagen und stellt regelmäßig neue österreichische Rekorde auf. Derzeit kann sie ihre Medaillensammlung aufgrund der zahlreichen abgesagten Wettbewerbe zwar nicht erweitern. Mit der Rückkehr ins Wasser will sie aber den Grundstein für weitere Erfolge legen.

"Da ich Kadersportlerin bin, habe ich jetzt schon die dritte Woche trainieren dürfen", erzählt Falk. Der Trainingsort ist ein anderer als vor der Krise: "Normalerweise trainiere ich mit dem Verein SC Diana in der Stadthalle und zusätzlich zwei Mal in der Woche Technik. Jetzt schwimme ich mit dem Kader unter meinem Coach Adi Gschwandtner in der Südstadt, mache die Live-Heimtrainings von ÖBSV bewegt zuhause und halte mich zusätzlich eine Stunde am Ergometer fit. Das ist eine ganz neue Situation für mich. Ich freue mich aber riesig, dass ich wieder im Wasser sein kann."

Zu Beginn hat es gedauert, bis sich die Automatismen wieder eingestellt haben: "Am ersten Tag habe ich geglaubt, ich komme kaum vom Fleck. Das ist dann aber schnell besser geworden", so Falk. Die unfreiwillige Unterbrechung ihres Trainingsalltags hat sie versucht, positiv zu nützen: "Es war schön, auch einmal jene Sachen machen zu können, zu denen ich sonst nicht komme. Ich habe gelernt, Struktur in den neuen Alltag zu bringen. Auch wenn es mir gefehlt hat, mich mit anderen zu messen und ich meine Freunde vom Verein und Trainer Detlef Leu vermisse, ist es mir mental sehr gut gegangen."

Falk definiert ihre nächstes Ziele in gewohnter Manier: "Jetzt, wo ich wieder in meinem Element trainieren kann, habe ich mir vorgenommen, meine Technik und meine Zeiten noch weiter zu verbessern."