Matthias Wastian: Trainingsadaptierungen & Lerneffekte

Matthias Wastian spricht in Teil 2 des Interviews über angepasste Trainings, Lerneffekte und sein "Home-Office-Fitnessstudio".

(c) Astrid Berger

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Matthias, wie hast du die ersten Absagen von Rollstuhlbasketball-Events wahrgenommen, die deinen Klub Interwetten/Coloplast Sitting Bulls betroffen haben?
Matthias Wastian: Das Leistungssportlerherz blutet natürlich und man ist traurig. Aber es war absolut nachvollziehbar. In der Euroleague sind 50 Teams aus vielen Nationen beteiligt. Wenn Teams aus früh betroffenen Nationen wie Italien und der Schweiz Mitte März in Reha-Zentren und Krankenhäuser gekommen wären, hätte das große Schwierigkeiten verursacht.

Allen war das aber nicht sofort bewusst, oder doch?
Dass der Epidemieverlauf in Österreich zum Zeitpunkt der Shutdown-Einführung tatsächlich schon so weit fortgeschritten war, war damals noch nicht im vollständigen Ausmaß abzusehen. Aus wissenschaftlicher Sicht sind damals wohl zwei Dinge etwas unterschätzt worden: die Infektiosität und die Dunkelziffer.

Inwieweit betrifft die höhere Infektiosität Mannschaftssportarten wie Rollstuhlbasketball?
Bei Mannschaften, die täglich gemeinsam trainieren und eine Kontaktsportart wie Rollstuhlbasketball ausüben, muss man es wohl ähnlich bewerten wie bei Menschen im selben Haushalt. Wenn da einer infiziert ist, sind es die anderen mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit ebenso. Auch wenn in vielen Sportarten das wirtschaftliche Interesse sehr groß ist, muss man den Kopf einschalten und vernünftig agieren.

Wieviel Kontakt hast du aktuell zu deinen Teamkollegen?
Wir tauschen uns derzeit viel über soziale Medien aus. Das gemeinsame Training in der Halle und die Zusammenarbeit am Court gehen mir schon sehr ab, aber man muss ehrlich sagen: Momentan gibt es Wichtigeres.


Welche Maßnahmen könnte man setzen, um Mannschaftssport wieder zu ermöglichen?
Es wäre sicher klug, in einem ersten Schritt das Training entsprechend zu adaptieren. Der Sicherheitsabstand sollte gewahrt werden. Bei Kontaktsportarten wäre es klüger, Freiwürfe oder Freistöße zu üben oder Passübungen über größere Distanzen zu absolvieren.

Welche Auswirkungen wird das Virus für unsere Zukunft haben?
Europa wird durch die bitteren Erfahrungen für die nächsten Jahrzehnte viel lernen. Viele asiatische Länder sind uns hier voraus, da sie schon ähnliche Infektionswellen hinter sich gebracht haben. Eine große Frage wird sein: Wird das Virus saisonal oder nicht? Reiseeinschränkungen werden leider noch einige Zeit nötig sein. Meine Hoffnung ist, dass möglichst bald ein wirkungsvoller Impfstoff entwickelt wird.


Wie hältst du dich persönlich fit?
Der Weg vom Home-Office ins Heim-Fitnessstudio ist bei mir aktuell glücklicherweise sehr kurz. Ich absolviere individuelles Workout und trainiere gemeinsam mit meiner Verlobten. Unser aktiver Hund muss natürlich auch raus, das hält uns fit. So kann man in den entlegenen Winkeln von Wien auch etwas für die Ausdauer tun. An meiner Arbeitszimmertür hängt eine Klimmzugstange, außerdem habe ich z.B. Kurzhanteln, Kettle-Bells und einen Medizinball daheim. Ich durfte in den vergangenen Jahren mit vielen großartigen Coaches zusammenarbeiten, die mir tolle Übungen beigebracht haben. Außerdem durfte ich ÖBV/BSBA die B-Basketballtrainerlizenz machen. Das hilft mir dabei, kreativ zu sein und den Trainingsalltag abwechslungsreich zu gestalten.

Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns schon wieder darauf, dich Körbe werfen zu sehen.
Danke, ich freue mich ebenfalls riesig darauf.