Mental gestärkt und top unterstützt

Rollstuhlbadmintonspielerin Henriett Koosz wurde von großartigen Nachrichten überrascht. Im Interview verrät sie, wie sie technisch und mental noch stärker werden möchte.

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Henriett Koosz hat als Rollstuhlsportlerin gleich in zwei Sportarten unzählige Erfolge gefeiert. Den Tennisball hat sie mittlerweile gegen den Badmintonball getauscht, an Weiterentwicklungen arbeitet die 40-jährige Heeressportlerin mit viel Ehrgeiz und Leidenschaft. Trotz der aktuell herausfordernden Situation kann sie im Interview mit dem ÖBSV positive Neuigkeiten vermelden.

Henriett, wie lief dein Training in den vergangenen Wochen ab?
Henriett Koosz: Da ich Heeressportlerin bin, darf ich seit dem 20. April trainieren. Anfang des Jahres hatte ich leider einen Bandscheibenvorfall und konnte erst wenige Woche vor den Ausgangsbeschränkungen wieder an mir arbeiten. Nach fünf Wochen zu Hause habe ich deshalb das Trainingspensum behutsam aufgebaut und langsam erhöht. Mein Athletiktrainer Mathias Wiese von Leistungssport Austria hat mich hierbei sehr unterstützt. Wir haben uns jeden Tag auf einen anderen Körperbereich fokussiert und diesen mit Hilfe von Thera-Bändern, Gewichtsmanschetten und Hanteln gezielt gestärkt.

Wie sah es mit Outdoor-Training aus?
Badminton ist eine Sportart, die man draußen nur sehr schwer ausüben kann, weil der Wind ein echter Spielverderber ist. Für Übungen ohne Ball habe ich aber das Glück, dass ich in wenigen Minuten auf der Donauinsel sein kann und dort viele Trainingsmöglichkeiten vorfinde. Ich habe die Brücken bei traumhaftem Wetter unsicher gemacht und bin die Auf- und Abfahrten unzählige Male rauf- und runtergefahren.

Wie hast du die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten genutzt?
Ich habe mit meiner Mentaltrainerin Daniela Moser-Hinterkörner zahlreiche Videotelefonate geführt. Intensive Gespräche sind entstanden, weil ich diesen Bereich gezielt angehen wollte, da ich hier noch viel Potenzial bei mir sehe. Weiters habe ich an einer Sportlerbeiratsitzung des Paralympischen Committees teilgenommen. Außerdem habe ich mit meinem Trainer Michael Dickert online Matchanalysen durchgeführt, damit mein Geist im wahrsten Sinne des Wortes "im Spiel" bleibt. Diese Unterstützung meiner Coaches ist alles andere als selbstverständlich, da ich sie zu 90 Prozent ehrenamtlich erhalte. Ich bin unendlich dankbar dafür, die eingeschränkten Verfügbarkeiten aufgrund des Ehrenamts sind für mich als Spitzensportlerin aber eine Herausforderung.

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Das soll sich aber in Zukunft ändern, oder nicht?
Der Österreichische Badminton Verband hat mir mitgeteilt, dass mir ab Juni ein weiterer Trainer zur Verfügung gestellt wird. Das bietet viele neue Möglichkeiten: Ich werde mehr Einzelstunden erhalten, in denen ich an meiner Schlagtechnik arbeiten kann. Außerdem hat mir mein Sponsor Babolat mitgeteilt, dass sie den Vertrag verlängern wollen. Ich habe großes Glück, dass ich auch so viel Unterstützung vom Heeressport und der Sporthilfe erhalte. Dieser geballte Support hat mir nicht nur während meiner Verletzungspausen, sondern auch in den letzten Wochen sehr geholfen.

Apropos Zukunft: Wie ist der Status Quo in Sachen Turnieren?
Das nächste große Event, dass nicht abgesagt oder verschoben wurde, ist die Europameisterschaft im Oktober. Ich hoffe sehr, dass diese Veranstaltung stattfinden kann, da ich meine spanische Doppelpartnerin Marcela Quinteros sehr vermisse. Außerdem würde mich sehr gerne wieder mit meinen Gegnerinnen messen.

Das könnte aber mit etwas Glück auch vor der EM passieren.
Zwei Mal pro Jahr werden in Deutschland mehrtägige Trainingscamps für internationale Para-BadmintonspielerInnen veranstaltet. Wir tauschen uns deshalb regelmäßig aus und hoffen, dass die Grenzen geöffnet und die Reisebeschränkungen aufgehoben werden. Ein Wiedersehen wäre so schön.