Para-Leichtathletik WM in London - Dreimal Edelmetall für Österreich

Die neunte Auflage der Leichtathletik-Weltmeisterschaften (14.-23. Juli) für Sportler mit Behinderung finden heute in London ihren Abschluss. Das Leichtathletik-Team kehrt mit dreimal Edelmetall nach Österreich zurück.

Günther Matzinger (VCA Salzburg) krönte sich in London zum Weltmeister über 400 Meter. Natalija Eder (BSSV Salzburg) darf sich mit WM-Bronze im Speerwurf über eine weitere WM-Medaille freuen. Der 43-jährige Bil Marinkovic (NÖVSV) gewann im Diskusbewerb mit Silber seine 12. WM-Medaille. Die Überraschung der WM war aber der 18-jährige Alexander Pototschnig (NÖVSV), der mit zwei Finaleinzügen über 200- und 400m auf internationaler Bühne mehr als eine Talentprobe abgab. Erstmals wurde die Leichtathletik-WM für Sportler mit und ohne Behinderung am selben Ort ausgetragen. Der Para-WM folgen die Titelkämpfe der nichtbehinderten Leichtathleten schon vom 4. bis 13. August. Schon zuvor wird in Nottwill (SUI) die 1. Junioren-Para-Leichtathletik Weltmeisterschaft ausgetragen.

"Österreichs Leichtathletikszene darf stolz auf dieses Team sein. Dreimal Edelmetall und viele gute Leistungen sind ein Versprechen für eine weitere erfolgreiche Zukunft in der österreichischen Para-Leichtathletik", so Andrea Scherney, ÖBSV-Sportdirektorin. "Ein großer Dank an das Betreuerteam mit Headcoach Herwig Grünsteidl, Masseur Benny Obermüller, Christian Eder, Gerhard Mayer sowie Petra Dissertori, die die Athletinnen und Athleten großartig vorbereitet und unterstützt haben. Die neuerlichen Weltrekorde und Bestleistungen in den unterschiedlichsten Disziplinen und Wettkampfklassen zeigen von einer unglaublichen Leistungshöhe in der Para-Leichtathletik. Die Leistungsdichte und die Anzahl der Teilnehmer scheinen mit diesem Anspruch nicht immer mitzukommen, was einzelne Teilnehmerfelder zeigen. Trotzdem darf dies die persönliche Leistung der einzelnen Athletinnen und Athleten nicht schmälern. Ich bin zuversichtlich, dass wir zu den Europameisterschaften 2018 in Berlin mit einem größeren österreichischen Para-Leichtathletik-Team fahren werden", so die Sportdirektorin.

Günther Matzinger - Gold über 400m
Günther Matzinger (VCA Salzburg) krönte sich in London zum Weltmeister über 400 Meter. Der Salzburger lief in 49,35 Sekunden zum Titel in der Klasse T47. Die britische Hauptstadt ist und bleibt ein guter Boden für Günther Matzinger. "Es ist einfach unglaublich. Ich bin fix und fertig von den Emotionen. London ist einfach ein Wahnsinn für mich, die Stimmung war wieder grandios", so Matzinger in einer offiziellen Aussendung. In London, wo er 2012 bei den Paralympics Doppel-Gold gewann, holte der Salzburger nun fünf Jahre danach die WM-Goldmedaille in seiner Paradedisziplin. Für den 30-Jährigen ist die WM-Goldmedaille von London die zweite in seiner Karriere. Zum ersten Mal wurde der Salzburger 2013 in Lyon über 400 Meter Weltmeister. Auch über 200m schaffte Matzinger den Einzug in das Finale, wo er mit 22,83 Sekunden den guten 5. Platz belegte. "Ich bin voll zufrieden. Das war in diesem Wettkampf das Optimum. Zudem war es bei nasskalten Bedingungen eine deutliche Steigerung zum Vorlauf", so der 30-Jährige in einer Aussendung.

Bil Marinkovic - ein Garant für Edelmetall
Der 43-jährige Bil Marinkovic (NÖVSV) sicherte im Diskusbewerb mit 33,42m WM-Silber. „Eine wunderbare WM. Die tolle Atmosphäre und ausgezeichneten Bedingungen haben mir geholfen wiederum eine großartige Leistung abzurufen“, so Marinkovic. Der Brasilianer Allessandro Rodrigo Silva holte mit 43.32m Gold, Angulo Belizario aus Kolumbien mit 32.46m Bronze. In Summe gewann Marinkovic; der seit dieser Trainings- und Wettkampfsaison von Gerhard Mayer betreut wird, bei Weltmeisterschaften bereits 12 Medaillen. Im Diskus Silber (2003, 2006, 2015, 2017) und Bronze (2007, 2011) sowie im Speerwurf Gold (2003, 2006, 2007, 2011) und Bronze (2013) sowie im 5-Kampf Bronze (2002). 

Natalija Eder gewinnt WM-Bronze im Speerwurf
Natalija Eder (BSSV Salzburg), die nach den Paralympics in Rio 2016 von Trainer Gregor Högler zu Elisabeth Eberl wechselte, durfte sich über eine weitere WM-Medaille freuen. Nach Silber 2013 in Lyon holte die sehbehinderte Sportlerin in London mit 38,37m im ersten Versuch WM-Bronze im Speerwurf (F12). Auch bei den Paralympics 2012 in London und 2016 in Rio konnte Eder bereits zwei Bronzemedaillen gewinnen.

Alexander Pototschnig - Versprechen für die Zukunft
"Mit zwei Finaleinzügen haben wir nicht gerechnet. Alexander Pototschnig hat diese Weltmeisterschaft optimal genutzt und ist im internationalen Feld angekommen", so Andreas Scherney. Der 18jährige Alexander Pototschnig (NÖVSV) sicherte sich über 400m mit 52.88 sec. den ausgezeichneten 6. Platz, über 200m in 23.19 den 7. Platz. Neben der Talentprobe gab es für den Niederösterreicher sowohl über 400m (51.88 sec.) als auch über 200m (23.00) persönliche Bestzeiten. „Ich kann es gar nicht glauben. Die Wettkämpfe in London waren für mich ein großes Erlebnis. Ich werde nun versuchen diese Stimmung und auch gute Form mit zu den Para-Leichtathletik-WM in die Schweiz mitzunehmen“, so Pototschnig. Nach einer kurzen regenerativen Pause steht schon das nächste internationale Highlight am Programm. Bei den 1. Junioren-Para-Leichtathletik Weltmeisterschaften, die von 3. bis 6. August in Nottwill (SUI) ausgetragen werden, sind mit Ludwig Malter (RSV-Basket Salzburg) und Alexander Pototschnig (NÖVSV) zwei  Österreichische Top-Sportler am Start.

Thomas Geierspichler - Fokus auf längere Distanzen und auf die Paralympics 2020
Auch wenn der 41-jährige Thomas Geiespichler (T52) diesmal keine Medaille gewann, kann der Anifer mit seinen Leistungen nicht unzufrieden sein. Thomas Geierspichler eröffnete Österreichs Antreten bei den IPC-Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London. Er startete über die 1.500 Meter in seinen ersten Bewerb. Dabei verpasste er Bronze nur um 84 Hundertstelsekunden. Im Bewerb über 400m verpasste er das Finale um neun Hundertstelsekunden und belegte schlussendlich den 9. Platz. Den abschließenden 100m-Lauf beendete er in 19.43 sec. Künftig will Thomas Geierspichler seinen Fokus verstärkt auf den 1.500er legen: „Weg von den Sprintdistanzen, hin zum Längeren. Beim 1.500er am Samstag habe ich nur knapp eine WM-Medaille verpasst, das gibt Mut für die Paralympics 2020.“, so Geierspichler in einer offiziellen Aussendung.