Para-Schwimmer Andreas Ernhofer: Ziele stecken, Erfolge feiern

So einfach lautet das Erfolgsgeheimnis von Österreichs Shooting-Star im Becken. Motivieren will er damit auch andere.

Andreas Ernhofer hat eine Formel für Motivation. Alle Fotos (c) ÖBSV/Daniel Kudernatsch

Andreas, du postest viel auf deinen Social-Media-Kanälen vom Schwimmen und von deiner Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr. Dabei sprühst du immer vor Motivation. Wie kommt das?
Freut mich, wenn das so rüberkommt. Ja, diese zwei Dinge in meinem Leben machen mir extrem viel Spaß. Diese positive Energie will ich weitergeben. Ich bin wirklich so und könnte mich gar nicht verstellen.

Die Freiwillige Feuerwehr scheint ein wichtiger Rückhalt in deinem Leben zu sein.
Ja, ich bin seit 2011 dabei, also schon seit vor meinem Unfall, der 2014 war. Ich war dort nie weg, alleine schon deshalb, weil mich die Kollegen nach meinem Unfall pausenlos im Krankenhaus besucht haben. Natürlich laufe ich nicht mehr in brennende Häuser. Meine Tätigkeit ist jetzt die Öffentlichkeitsarbeit und ich bin im Verwaltungsdienst. Die Leute bei der Feuerwehr haben mir auch immer das Gefühl gegeben, das nichts unmöglich ist, dass ich überall weiterhin dabei sein kann und haben mich überall hingetragen.

Motivation ist in Zeiten der Pandemie keine einfache Sache. Wettkämpfe fallen weg, es fehlt der direkte Vergleich …
Der Kampf im Wasser, die Bestätigung durch eine gute Zeit bei einem Wettbewerb, das Glücksgefühl nach einem Sieg – das fehlt sehr. Und ganz ehrlich: Sich beim Training an seine Grenzen zu bringen, das ist nicht nur Spaß, das ist auch Qual.

Wie motivierst du dich also?
Als ich mit dem Schwimmen begonnen habe, habe ich gesagt, ich will zu den Paralympics. Freunde meinten, ich solle doch mal kleiner beginnen. Aber für mich war klar, dort will ich am Ende hin. Auf dem Weg zu deinem großen Ziel musst du dir aber kleine Zwischenziele stecken. Etwa, dass deine Zeiten schneller werden, sich deine Technik verbessert. Und das von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr. Für mich ergaben sich daraus weitere Ziele: Österreichische Rekorde – geschafft. Start mit den besten Para-Schwimmer der Welt – geschafft. Und all diese Erfolge musst du auch feiern und genießen. Ich mache das, und dadurch halte ich meine Motivation auf einem konstant hohen Level.

Hast du eine Formel für Motivation?
Ja, und die lautet: Ich stecke mir Ziele, langfristige und kurzfristige. Und ich feiere und reflektiere meine Erfolge. Der Blick zurück ist genauso wichtig wie der Blick nach vorne.

Weil wir beim Blick zurück sind: Bei deinem ersten großen Start, der Para-Schwimm-EM 2018 in Dublin, gab es gleich Bronze über 50 Meter Brust…
Ich bin mit Null Erwartungen hin geflogen, und dann das! Mit der Medaille hat niemand gerechnet, die Glücksgefühle waren dann auch überwältigend. Genau für diese Momente trainierst, rackerst und schwitzt du Monat für Monat.

Wie können Hobby-Sportlerinnen und –Sportler von deiner Motivations-Formel profitieren?
Als Handbiker kann ich mir etwas als erstes Ziel stecken, fünf Kilometer zu fahren, dann zehn, dann zwanzig und dabei immer schneller zu werden. Als langfristiges Ziel, bei einem Marathon zu starten. Und dann einen Marathon in einer bestimmten Zeit zu fahren. Diese Ziele kann ich mir ganz individuell und persönlich stecken, es geht dabei nicht um den Vergleich mit anderen. Und wichtig ist es auch, zu sehen, was man geschafft hat. Etwa stolz zu sein, wenn man seine Kilometerzeit verbessert hat.

Para-Schwimmer Andreas Onea und du sind Heersportler, mit Janina Falck und Sabine Weber-Treiber hat sich ein sehr harmonisches Team zusammengefunden. Wie wirkt sich das auf deine Motivation aus?
Wir sind alle sehr glücklich, Teil dieses Teams zu sein. Denn im Einzelsport musst du nicht immer alleine kämpfen, auch wenn das vielleicht viele glauben. Wir vier pushen uns gegenseitig, wenn einer schlecht drauf ist, ziehen wir uns gegenseitig mit. Kurzum: Es motiviert uns alle.

Zu den kurzfristigen Zielen. Von 12. bis 18. April findet in Lignano der erste internationale Wettkampf nach langem statt. Was erwartest du dir?
Zum ersten ist es einfach die Freude endlich wieder an einem Wettkampf teilzunehmen, meine internationalen Konkurrenten wieder zu treffen. Natürlich möchte ich gewinnen und persönliche Bestleistungen aufstellen. 

Und zu den langfristigen? Du hast deine Paralympics-Quali ja schon in der Tasche. Was hast du dir für Ziele in Tokio gesteckt?
Ich bin sehr glücklich, dass die Quali abgeschlossen ist und meine Teilnahme, sofern die Spiele stattfinden, fixiert ist. Mein Ziel ist es ins Finale zu kommen, um mit den Besten der Besten auf der größten Sportbühne um die Wette schwimmen zu können. Ich bin zwar nicht unbedingt ein Medaillen-Kandidat, aber ich werde alles geben, um mir diesen Traum zu verwirklichen. Wichtig ist, dass es gesundheitlich ohne Bedenken möglich ist, die Spiele für alle Athletinnen und Athleten zu veranstalten..