Rollstuhl-Basketball: Die Champions zu Gast bei den Bulls

Am Wochenende stand Klosterneuburg ganz im Zeichen des Rollstuhl-Basketballs. Österreichs Meister, die Sitting Bulls, bekamen es mit hochkarätiger Konkurrenz aus ganz Europa zu tun.

Die Sitting Bulls bekamen es am Wochenende mit Europas Top-Mannschaften zu tun. Alle Fotos (C) ÖBSV Baubinder

Text Astrid berger & ÖBSV

Nach drei Jahren coronabedingter Pause feierte am Wochenende Rollstuhl-Basketball auf internationaler Ebene ein umjubeltes Comeback. In ganz Europa standen die Gruppenphasen des Champion Cups – die Top-Liga des Kontinents - am Programm. Und als Veranstalter und Heimmannschaft mittendrin statt nur dabei: Österreichs Serienmeister, die Interwetten/Coloplast Sitting Bulls.

Die Bullen traten erstmals in der höchsten Spielklasse an und zählten daher zu den Außenseitern. Darüber hinaus hatte die Losfee wenig Erbarmen mit den Niederösterreichern und packte die Bullen in eine Gruppe mit den wohl stärksten Teams Europas.

Forward Philipp Hochenburger hat das Ziel fest im Blick.

Freitag - Spanien und Deutschland

In der Sporthalle des Happylands herrschte schon früh am Vormittag reges Treiben. An allen Ecken und Enden schraubten Spielerinnen und Spieler sowie deren Betreuer-Teams an den Rollis, Reifen wurden getauscht und die drei Damen vom Buffet hatten um diese frühe Uhrzeit alle Hände voll zu tun, Kaffee auszuschenken und Frühstücks-Snacks zu verteilen. Um 11:00 eröffnete Klosterneuburgs Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager die Spiele.

Im Eröffnungsspiel am Freitagvormittag wartete der 16-fache spanische Meister und Drittplatzierte des letzten Champions Cups, CD Ilunion aus Madrid. In den Reihen der Spanier spielen zahlreiche einheimische Spitzenspieler und einige Weltklasse-Athleten aus Großbritannien. Die Madrilenen ließen von Beginn weg keinen Zweifel an ihrer Favoritenrolle und fuhren einen klaren 86:41-Sieg ein. Für die Bulls galt es, Erfahrung zu sammeln, ins Turnier hineinzufinden und vor allem auch den jungen Spielern die Nervosität zu nehmen.

Wie immer war die Sporthalle des Happylands gut besucht. Einige Schulen nutzten den letzten Tag vor den Ferien für einen Ausflug und brachten ihren Schülerinnen und Schülern diese tolle Sportart näher.

Im Abendspiel folgte die nächste Mammutaufgabe für die Bulls. Der regierende deutsche Meister und 7-fache Champions Cup-Sieger RSV Lahn-Dill aus Wetzlar gab sich die Ehre. Gecoacht von der ehemaligen kanadischen Weltmeisterin im Rollstuhlbasketball, Janet Zeltinger, wollen die Hessen heuer ihren Titel aus dem Jahr 2021 verteidigen. Auch das deutsche Team ist gespickt mit Weltklassespielerinnen und -spielern aus Großbritannien, den Niederlanden, den USA und Japan – angeführt von den deutschen Teamspielern Thomas Böhme und Matthias Güntner.

Die Sitting Bulls hielten zum Teil besser mit, mussten aber neidlos die Wurfstärke und Überlegenheit der Deutschen anerkennen. Top-Scorerin war die amerikanische Teamspielerin Rose Hollerman mit 27 Punkten.

Guard Matthias Wastian trieb seine Mannschaft immer wieder an.

Samstag – Frankreich und Italien

Im ersten Samstag-Spiel rechnete sich Coach Andy Zankl gegen den mehrfachen französischen Meister CS Meaux BF die besten Chancen aus. Die Franzosen hatten ihr Spiel am Freitag gegen Santo Stefano aus Italien klar verloren. Der tschechische Bulls-Legionär Ondrej Pliska spielte vor einigen Jahren selbst im Team des Gegners und startete entsprechend motiviert ins Match. Es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe. Nach dem 1. Viertel lag Meaux knapp mit 2 Punkten in Front.

Auch im zweiten Spielabschnitt hielten die Bullen gut mit, zur Pause stand es 34:28 für Meaux. Im 3. Viertel folgte der Einbruch im Spiel der Klosterneuburger. Der Ball wollte nicht und nicht im Korb landen, wohingegen bei den Franzosen alles nach Wunsch lief. Den Bulls gelangen in diesem Viertel nur sieben Punkte – davon fünf aus Freiwürfen. Mit einem Rückstand von 21 Punkten startete der letzte Spielabschnitt – scheinbar aussichtslos.

Doch im letzten Viertel zeigte sich wieder einmal der Kampfgeist der Niederösterreicher. Die Bulls entschieden den Spielabschnitt mit 17:7 für sich. Das reichte zwar nicht für den Sieg, bewies aber, dass die Heimmannschaft zurecht in der Elite-Liga mitspielt und mit etwas Spielglück auch mehr drinnen gewesen wäre. Entstand 63:52 für Meaux.

Rein rechnerisch bestand vor der letzten Partie noch die Möglichkeit, vor den Franzosen zu landen und damit ein europäisches Finale zu erreichen – dazu hätten die Bulls im letzten Spiel ASD S.Stefano Sport aus Italien schlagen müssen.

Wer die Spiele der Italiener an diesem Wochenende verfolgt hatte, wusste, dass dies ein nahezu unmögliches Unterfangen war. Doch wieder einmal überraschten die Bulls die lautstark-anfeuernden und zahlreichen Zuschauer in der Halle. Die italienischen Spieler warfen alle Kräfte ins Duell, da flog immer wieder mal ein Rollstuhl übers Parkett.

Zur Pause lagen die Bulls nur zwei Punkte hinten, die Hoffnung auf einen Sieg lebte. Doch in der zweiten Halbzeit legten die Italiener noch einen Zahn zu und bei den Klosterneuburgern häuften sich die Fehler: Fehlpässe, Fangfehler, Übertretung der 8-Sekunden-Regel – langsam gingen den Spielern die Kräfte aus. Santo Stefano ließ bis zur letzten Sekunde nicht nach, verteidigte ein Full Court Pressing und spielte schlussendlich einen 71:50-Sieg nach Hause.

Am Ende verpassen die Bulls ein Weiterkommen im Europacup. Allerdings präsentierten sich dich die Klosterneuburger als unangenehmer Gegner aber vor allem als wunderbarer Gastgeber eines toll organisierten Turniers.

Schlusstabelle Championscup Group C:

1. CD Ilunion

2. RSV Lahn-Dill

3. ASD S.Stefano Sport

4. CS Meaux BF

5. Interwetten/Coloplast Sitting Bulls

(ÖBSV 2023)