Rollstuhl-Tanzsport: Räder still mit Zuversicht

Das Wheelchair Dancesport Team Austria hofft auf eine baldige Wiederaufnahme des Trainings und hat neue COVID-Beauftragte.

Österreichs Paratanzsport-Elite sehnt der Rückkehr aufs Parkett entgegen. Foto (c) Jacek Reda

Kerstin, du bist Teammanagerin und Co-Trainerin des Wheelchairdancesportteam Austria. Wie ist die aktuelle Situation für eure Tänzer*innen und Trainer*innen?
Kerstin Govekar:
Durch die in Kraft getretene Verordnung halten wir aktuell die Räder still, da Indoor- und Kontaktsport verboten sind. In Salzburg ist das Sportzentrums Mitte geschlossen, die Trainingsorte des Wiener und des Kärntner Vereins haben ebenfalls zu. Tanzen zählt leider als Kontaktsportart, auch wenn wir fast ausschließlich Single trainieren. Die Nachricht hat uns natürlich getroffen, denn wir haben zuletzt sehr erfolgreich in Kleingruppen gearbeitet und zahlreiche Präventions- und Hygienemaßnahmen umgesetzt. Zum noch besseren Umgang mit Covid-19 haben Diethard Govekar, Manuel Gostner und ich die Ausbildung zu Covid-19-Beauftragten beim Wiener Roten Kreuz absolviert.

Wie schützt ihr die Gesundheit eurer Sportler*innen?
Vor dem Eintritt in die Trainingsstätten werden die Rollstühle gereinigt die Hände desinfiziert. In Salzburg haben wir es so geregelt, dass wir die Maske als Trainer durchgehend tragen. Das machen auch die Paare im Kombibereich so. Ich weiß auch von unseren Vereinen in Wien und Kärnten, dass sie sich sehr akribisch an die vorgegebenen Regelungen halten und alles tun, um ihre Sportler*innen zu schützen. Durch die Schulung wurden wir in unserer Vorgehensweise bestärkt, wir haben intuitiv schon viel richtig gemacht. Jetzt können wir für zukünftige Veranstaltungen unter anderem die Besucherströme optimieren und in anderen Bereichen unser gewonnenes Know-How einsetzen.

Auf Nähe muss man aktuell verzichten, der Mindestabstand wird immer genau eingehalten. Foto (c) WDSFA

Apropos Veranstaltungen: Wie sieht es derzeit aus?
Unsere Vereine werden heuer keine Veranstaltungen mehr durchführen. Nach einer Besprechung im Team und dem Abwägen aller Umstände haben wir die Teilnahme unseres Nationalteams an der Europameisterschaft Ende Dezember in Genua negativ beschieden. Wir können es unseren Familien und Arbeitgebern nicht zumuten, zu Weihnachten in Quarantäne zu gehen oder noch schlimmer, uns vielleicht zu infizieren. Mittlerweile wurde diese EM auch vom IPC, dem Internationalen Paralympischen Committee, abgesagt. Wir hoffen sehr, dass es dann nächstes Jahr möglichst bald mit Wettkämpfen weitergeht.

Wie sieht es in Sachen Weltrangliste aus?
Die ist aktuell eingefroren. Unsere Top-Athlethinnen Sanja Vukasinovic und Sabrina Gostner von den WheelChairDancers Salzburg liegen auf den Rängen fünf und sechs und damit in der absoluten Weltspitze. Für sie ist es natürlich mental eine Challenge, dass es kein konkretes Ereignis gibt, auf das sie ihren Fokus legen können. Das betrifft natürlich auch unsere Sportler*innen aus dem Sichtungspool wie Sabine Engleder und Markus Madl, welche dieses Jahr ihr Debüt in der High-Level-Class hätten geben sollen. Auch jene Talente, die vor kurzem erst begonnen haben und eines Tages ebenso erfolgreich wie Sanja und Sabrina sein wollen gilt es jetzt bei Laune zu halten, damit ihre Motivation nicht verloren geht.

Auch zu Hause wird weitergetanzt und die Freude am Paratanzsport online verbreitet. Foto (c) WDSFA

Während der ersten Pause seid ihr online sehr aktiv gewesen.
Ja, wir haben zahlreiche Videos produziert und in den sozialen Medien veröffentlicht, um unsere Faszination an andere Menschen zu vermitteln. Das hat uns damals sehr geholfen in Schwung zu bleiben, das positive Feedback war Balsam für unsere Tänzerseelen. Wir haben den Hashtag #rollanddanceathome etabliert und ihn zum Trainingsstart auf #rollanddanceatteam geändert. Diesen werden wir jetzt beibehalten: Denn wir bleiben ein starkes Team und halten zusammen, egal welche Aufgaben wir meistern müssen.