Tom Frühwirth: Das Rennen "Me against me"

Thomas Frühwirth ist Wettkampfsportler durch und durch. Wie der Steirer gegen sich selbst Rennen fährt und wie er sich selbst überrascht hat.

Foto (c) Privat

Thomas Frühwirth ist einer der herausragenden Ausdauerathleten im Österreichischen Behindertensport. Der Südsteirer sammelt Medaillen en masse und meistert Herausforderungen scheinbar ohne körperliche Limits. Auf Wettkämpfe gegen Gegner muss er derzeit verzichten. "Tigger Tom" hat dennoch seinen eigenen Plan geschmiedet, um sich dem Rennfieber hingeben zu können.

In Sachen Training hat sich in der aktuellen Situation nämlich nicht viel geändert, schildert der Extremsportler: "Um meine Hauptsportarten Para-Cycling und Para-Triathlon trainieren zu können, habe ich alles daheim, was ich brauche. Von einer Gegenschwimmanlage über eine Rennrollstuhlwalze, eine Kraftkammer bis zum Handbike-Ergometer. Da ich alleine unterwegs bin, konnte ich auch mein Outdoor-Training wie gewohnt starten.“

Abseits seiner Paradedisziplinen muss sich Frühwirth nur bei einer Sportart einschränken: „Der Badminton-Schläger bleibt derzeit noch im Schrank, es wäre aber schön, wenn man auch diese lässige Sportart bald wieder ausüben kann.“ Die Pause sieht er für viele Sportler er als Chance, sich in häufig vernachlässigten Bereichen zu verbessern. „Jeder kann daheim an seiner Körperstabilität arbeiten, Muskulatur aufbauen und die Tiefenmuskulatur stärken. Die dadurch verbesserte Physiologie kann extrem positive Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit in jeder Sportart haben.“

Thomas Frühwirth lässt sich durch das Lesen besonderer Bücher abseits des Trainings inspirieren.

Auf Wettkämpfe gegen andere Para-Ausdauersportler muss Frühwirth leider länger verzichten: "Bis Ende August ist leider alles abgesagt. Das ist extrem schade, meine Saisonvorbereitung ist nämlich perfekt verlaufen. Ich bereite mich immer akribisch auf die Rennen vor, mache Leistungstests mit Atemgasanalysen und kann sagen: Ich bin so gut drauf wie nie zuvor."

Die ausgewerteten Testergebnisse haben Frühwirth überrascht: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich noch in so einem Ausmaß steigern kann. Wir haben etwa Neues probiert und das ist bombig eingeschlagen. Normalerweise sind Leistungssteigerungen von ein bis zwei Prozent realistisch, heuer konnte ich mich um sieben Prozent verbessern. Das ist in dem Bereich unglaublich.“

Die Verschiebung des Jahres-Highlights, den Paralympics in Tokyo, auf 2021 trifft Frühwirth hart. „Es ist natürlich schade, dass ich meine Traumform bei den Paralympics nicht ausspielen kann. Ich werde aber alles geben, damit die Vorbereitung nächstes Jahr wieder so vielversprechend verläuft. Ich will schauen, welches Level ich erreichen kann. Meine Motivation und meine Befriedigung liegen darin, mein Potenzial noch höher zu schrauben."

Und wenn ein Wettkampfathlet wie Thomas Frühwirth derzeit nicht gegen Gegner fahren kann, dann fährt er eben gegen sich selbst. Den Testwettkampf „Me against me“ hat er filmisch dokumentiert:

 

Die Weltmeisterschaft hätte am 7. und 9. Juni stattgefunden. Frühwirth fährt trotzdem seine persönliche WM gegen sich selbst. "Ich werde kein halbes Prozent weniger geben. Sowohl im Einzelzeitfahren als auch im Straßenrennen werde ich Vollgas geben." Der ÖBSV wird natürlich darüber berichten.

Nach der "Me against me"-WM wird Frühwirth den Trainingsfokus wieder etwas verschieben. "Ich werde wieder etwas mehr schwimmen und mit dem Rennrollstuhl fahren und im Juli dann vielleicht einen Schein-Triathlon machen. Dann hängt alles davon ab, was die UCI entscheidet und ob neue Termine bekannt gegeben werden." Eines ist jedenfalls garantiert: Frühwirth wird sich in Zukunft wieder mit Konkurrenten messen können. Und dass er dann topfit und in Form sein wird, ist so gut wie garantiert.