Die Menschen geben dir so viel zurück

Wie eine Übungsleiter*innen-Ausbildung abläuft und was man davon hat? Marie Trattner erzählt es uns im Interview.

Marie (rechts) bei der Ausbildung in Maria Alm. Alle Fotos (c) Privat

Marie-Christin Trattner hat in Maria Alm bei der ÖBSV Mentalbehindertensportwoche die Ausbildung zur Übungsleiterin absolviert.  Die 22-jährige Primarstufenpädagogin mit Schwerpunkt auf inklusive Pädagogik (Bachelor of Education) aus Salzburg arbeitet als Sonderschullehrerin an der allgemeinen Sonderschule in Hallein.

Hallo Marie, was interessiert dich an der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen?
Im Laufe der Schulzeit habe ich sehr viele Ungerechtigkeiten in Bezug auf Beeinträchtigung mitbekommen. Speziell bei mentalen Beeinträchtigungen: Weil diese Menschen oft nicht für sich selbst sprechen können, und deshalb sehr oft auch übergangen oder ausgelacht werden.

Wo und wie hast du das wahr genommen?
Bei Bekannten. Da habe ich immer wieder Ungerechtigkeiten gesehen. Mein Wunschtraum wäre es, die Welt, in Bezug auf mentalbeeinträchtigte Menschen, zu verbessern. Mir geht es vor allem darum, dass Kinder am Spielplatz nicht mehr ausgelacht werden, weil sie vielleicht anders aussehen.

Wie bist du auf den ÖBSV aufmerksam geworden?
Durch Bettina Mössenböck. Ich hatte sie im Studium in Sportkursen, so bin ich auf das Ausbildungsprogramm des ÖBSV gestoßen.

Warum hast du dich für die Ausbildung beim ÖBSV entschieden?
Weil ich hier weiß, dass es gefestigte Ausbildungen sind. Der Verband ist bekannt und das Kursangebot umfangreich.

Wie waren die zwei Tage in Maria Alm?
Sehr schön und sehr lehrreich. Ich würde es sofort wieder machen und wollte am Ende der Ausbildung gar nicht weg.

Was genau wurde dir beigebracht?
Die Übungsleiter haben gemeinsam mit den beeinträchtigten Menschen verschiedene Sportarten gemacht wie zum Beispiel Boccia, Tischtennis, Fußball und Nordic Walking. Auch die Entspannung kam nicht zu kurz, da wir diese in einer Einheit behandelt haben. Wir wurden nicht nur praktisch gefestigt, sondern haben auch theoretische Hintergründe zum Verband und dem Verbandswesen erhalten. Dies ist meiner Meinung nach sehr wichtig um das Konstrukt ÖBSV zu verstehen.

Marie-Christin präsentiert stolz ihre Urkunde. (c) Privat

Wie hast du die Ausbildung wahr genommen?
Als sehr lehrreich. Man bekommt von Menschen mit Beeinträchtigung so viel zurück. Die Ausbildung hat zwar Energie gekostet, aber mindestens doppelt so viel Freude wurde wieder zurückgegeben! Die Ausbildung wirkte sehr gut organisiert und sehr gut durchdacht. Natürlich kann man nicht alle Sportarten behandeln, aber die Eckpfeiler des Mentalbehindertensports wurden behandelt.

Glaubst du, dass dir die Ausbildung auch in deinem normalen Job weiterhilft?
Ja. Ich arbeite ja schon in meinem Beruf mit körperlich und geistig beeinträchtigen Kindern zusammen, diese werden von dieser Ausbildung auf jeden Fall profitieren. Ich habe mir sehr viele Übungen und Spiele aus der Ausbildung mitgenommen. Falls ein Kind dies auch in der Freizeit machen möchte, weiß ich, dass es sich an den ÖBSV wenden kann.

Willst du an den zwei Tagen in Maria Alm anschließen?
Ja auf jeden Fall. Ich würde gerne das Übungsleiter-Modul zur Schwimmtrainerin machen und das Übungsleiter-Modul zum Kinderrollstuhlsport. Vielleicht darf ich ja nächstes Jahr schon als Betreuerin der Mentalbehindertensportwoche mitfahren.

Dein schönstes Erlebnis während der zwei Tage?
Das schönste Erlebnis war für mich unser Boccia-Turnier. Martina Pacher (eine Ausbilderin, Anmerkung) hat uns ins kalte Wasser geworfen und uns ein Boccia-Turnier organisieren lassen. Dies hat überraschend gut funktioniert. Ich habe gemeinsam mit meinem Team (bestehend aus mir und zwei Teilnehmern der Sportwoche) beim Turnier mitgespielt. Wir haben den dritten Platz erspielt und uns maßlos gefreut. Doch am Schönsten war der Zusammenhalt. Alle Teams wurden angefeuert und jeder Platz wurde gefeiert. Es war kein Neid und keine Missgunst zu sehen, sondern pure Freude am Spiel.

Was würdest du jemanden sagen, der sich ebenfalls im Behindertensport engagieren will?
Mach es! Einfach ins kalte Wasser hüpfen und ausprobieren! Die Menschen geben dir so viel zurück.

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