Hadschieff: "Möchte viele Menschen mit Behinderung für den Sport gewinnen"

Mag. Julian Hadschieff will als Vizepräsident des ÖBSV Menschen mit Behinderung für den Sport gewinnen und seine Expertise als ehemaliger betroffener Leistungssportler weitergeben.

Mag. Julian Hadschieff weiß, wie es sich anfühlt, an den Paralympics teilzunehmen. Foto (c) Franz Baldauf

Herr Mag. Hadschieff, was hat Sie dazu bewogen, Vize-Präsident des ÖBSV zu werden?
Mag. Julian Hadschieff: Um Menschen mit Behinderung eine Perspektive im Sport zu geben, benötigt es Strukturen – und der ÖBSV ist hier eine ausgezeichnete Institution mit genau den Strukturen, die es braucht. Daher habe ich mich gerne für dieses Amt zur Verfügung gestellt. Dazu kommt die eigene Betroffenheit, die es mir möglich macht, meine Expertise hier einzubringen.

Welche Ziele haben Sie sich für ihre Tätigkeit gesetzt?
Ich möchte mit meiner Tätigkeit einen Beitrag dazu leisten, dass möglichst viele Menschen mit Behinderung für das Thema Sport und Bewegung gewonnen werden und letztlich die für sie passende Sportart finden.

Hadschieff will in seiner Funktion als Vizepräsident des ÖBSV seine Expertise weitergeben. Foto (c) ÖBSV

Wie wichtig sind ihrer Meinung nach Ehrenämter im Behindertensport?
Der österreichische Sport – nicht nur der Behindertensport – könnte nicht bestehen, wäre er nicht von Tausenden ehrenamtlichen Freiwilligen getragen. Die vielen Ehrenamtlichen sichern auch die regionale Verankerung des Sports und damit den wohnortnahen Zugang für viele junge Sportler und Sportinteressierte. Zusätzlich zu den vielen Freiwilligen braucht es ergänzend natürlich auch eine Struktur, um Sportler aufzubauen und sie auch erfolgreich in den Spitzensport zu begleiten.

Sie waren selbst Leistungssportler: Welchen Stellenwert hat der Sport in ihrem Leben?
Der Sport hat mich mein ganzes Leben über begleitet, über einen langen Zeitraum auch der Spitzensport. Sport ist nicht nur ein großer Motivator – viele Erfahrungen aus dem Sport haben mich auch für mein wirtschaftliches Tun stark geprägt: ob Leistungswille, Resilienz, Teamfähigkeit – all diese Eigenschaften sind auch im Wirtschaftsleben gefragt.

Sehen Sie ihre eigene Sehbehinderung als Motivation, sich für den Behindertensport einzusetzen?
Die eigene Betroffenheit hat mich jedenfalls motiviert, etwas von meiner Erfahrung weiterzugeben und andere auf ihrem Weg zu unterstützen.

Hadschieff feierte im Sehbehindertenskilauf wie im Beruf große Erfolge. Foto (c) Franz Baldauf

Ihr Bruder Michael hat als Leistungssportler ebenfalls große Erfolge gefeiert, haben sie sich gegenseitig motiviert?
Aufgrund des Altersunterschieds waren wir nicht wirklich zum gleichen Zeitpunkt im Spitzensport aktiv. Aber seine herausragenden Erfolge haben mich in meiner späteren, zweiten Sportkarriere im Behindertensport sehr motiviert, hart zu arbeiten und auch an den "Olympischen Spielen" – bei uns eben den Paralympics - teilzunehmen.

Was muss in unserer Gesellschaft Ihrer Meinung nach passieren, dass der Behindertensport noch stärker in den Fokus der Gesellschaft rückt?
Es braucht ganz grundsätzlich die Wertschätzung von Diversität und die Bereitschaft zur Inklusion. Es sollte normal und selbstverständlich sein, dass ein Mensch mit Behinderung Sport – und auch Spitzensport! – betreibt. Dazu braucht es natürlich finanzielle, aber auch strukturelle, spezifische Unterstützung dieser Menschen, Unterstützung im organisatorischen Aufwand, in der Logistik – da gibt es unterschiedliche Bedürfnisse ja nach Behinderung. Es braucht auch die vermehrte Anerkennung der Top-Leistung von Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderung, damit sie als Role Models sichtbar werden. Auch sollte die Gleichstellung von Sportlern mit und ohne Behinderung weiter vorangetrieben werden. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden schon sehr wichtige Meilensteine auf diesem Weg erreicht, aber ein Stück des Weges ist noch zu gehen.