Rolle in Frieden: Ein Nachruf auf Martin Habacher

Am Sonntag, den 20. Jänner 2019, ist Martin Habacher überraschend von uns gegangen. Die Szene-Größe war bekannt für seinen unermüdlichen Kampf für Barrierefreiheit. Dabei nahm er niemals ein Blatt vor den Mund. Unser freier Mitarbeiter Sandro Nicolussi war von Martin beeindruckt - als Mensch und als Person, die sich für Menschen mit Behinderung eingesetzt hat. Sandro hat einen sehr persönlichen Nachruf auf Martin geschrieben.

Text: Sandro Nicolussi

Geht’s aufs Klo pissen und kacken. Denn es ist ein fucking Privileg!” Mit diesem Sager hatte mich Martin Habacher vor anderthalb Jahren endgültig in der Tasche. Er beendete damit ein Video, in dem er von der SPÖ zu einem Frühstück eingeladen war – in eine nicht-barrierefreie Location. Kern lud ihn anschließend zu sich nach Hause ein, um die Wogen wieder zu glätten.

Nur eines von unzähligen Beispielen der unnachgiebigen Art des “Micro-Influencers”, wie er sich selbst manchmal nannte. Ob politische Parteien, Konzerne oder die Heute-Zeitung: Martin überfuhr sie alle. Erst zu seinem vierzigsten Geburtstag veröffentlichte Martin ein von schwarzem Humor triefendes Video, gedreht auf einem Friedhof. Die Tatsache, dass 40 Jahre alt zu werden für manche Menschen eine Leistung ist, erklärt er darin sehr rührend. Er wurde 41 Jahre alt.

Als Social Media- und Accessibility-Berater war er unter anderem für die Wiener Linien tätig. Er begleitete und moderierte regelmäßig Veranstaltungen des ÖBSV und leistete mit seinem YouTube-Channel hochwertige Bildungs- und Unterhaltungsarbeit, die – verständlicherweise – nicht immer allen gefiel.  Ich frage mich, ob der stets bescheidene Martin wusste, wie einflussreich seine Marke Mabacher tatsächlich war. Diese Frage konnte ich allerdings nie Stellen, weil wir uns außer ein paar Wortwechseln bei den ÖBSV Para School Games und ein paar Arbeitsmails nicht kannten. Trotzdem hatte er einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Im Endeffekt war er nämlich – und ich glaube, dabei nicht nur für mich zu sprechen – ein lebender Eye-Opener. Er führte zu-Fuß-gehenden Menschen ihre Privilegien vor, er rüttelte Unternehmen wach, die ihre angebliche Barrierefreiheit nicht zu Ende dachten. Dabei war er immer charmant und witzig in seiner Art. Mit ihm geht ein Galionsfigur, die ihresgleichen sucht. Nun liegt es an uns, sein Lebenswerk und vor allem sein letztes Werk, den #AbilityTubeKalender in Erinnerung zu halten, um das Leben öfters aus der Perspektive derer zu sehen, für die vieles nicht selbstverständlich ist.

Lieber Martin, du wirst dieser Welt fehlen.
Rolle in Frieden.