Rückblick 2018: Schwimm-EM in Dublin

Am Ende des Jahres lassen wir das Jahr 2018 Revue passieren. Start machen machen die Schwimm-Europameisterschaften in Dublin: Die brachten dem österreichischen Team Medaillen und Rekorde. Was aber noch mehr zählt: Man ist als Team zusammengewachsen.

Andreas Ernhofer - grenzenloser Jubel nach Platz 3 über 50 Meter Brust. (c) World Para Swimming Sportsfile

Andreas Onea steht am Beckenrand. Es ist sein erster Vorlauf bei der Europameisterschaft. Das Wasser im Becken ist seltsam grün. Nein, das ist kein Gag, auch wenn man in Irland schwimmt. Es gibt tatsächlich Probleme mit dem Wasserkreislauf. Laut Veranstalter ist das grüne Wasser aber unbedenklich. Was Onea nachdenklich macht, ist nicht die giftige Farbe des Wassers. Es ist mehr seine Form. Für ihn und den Rest des Teams – Sabine Weber-Treiber, Andreas Ernhofer und Janina Falk – verlief die Saison turbulent. Die WM 2017 in Mexiko, bei der Onea und Weber-Treiber starteten, wurde aufgrund des Erdbebens dort abgesagt, dann verschoben. Planung und Vorbereitung für das Jahr 2018 sind deshalb total über den Haufen geworfen. Onea weiß, wie auch die anderen, deshalb nicht genau, wo sie stehen. Was Onea aber weiß: Betreuerinnen und Mannschaftskolleginnen sind in der Schwimmhalle und werden ihn anfeuern.

Fast zwei Wochen trainiert und fightet das österreichische Team Seite an Seite in Dublin miteinander. Man wohnt auch zusammen, Tür an Tür in einem Universitätsgebäude, etwas entfernt von der Wettkampfstätte. Und dieses Zusammensein tut gut, es motiviert, es schweißt zusammen. „Wir waren seit Jahren wieder als richtig große Mannschaft unterwegs,“ so Onea, „und das war großartig. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und angefeuert. Das war Teamspirit, wie man ihn sich wünscht.“ Onea, Ernhofer, Falk und Weber- Treiber saugen diese positive Grundstimmung bei der EM von Anfang an auf wie ein Schwamm.

(c) Gottfried Müllner

Team-Leader und Trainer Tom Rosenberger, selbst Paralympics-Silbermedaillengewinner in Sydney, kann diesen Spin bestens nutzen. Er organisiert dort, wo es notwendig ist, gibt seinen Schwimmerinnen Freiheiten, wo sie sie brauchen. Rosenberger weiß mit seiner Erfahrung, was im Callroom zu tun ist, er weiß, was es heißt, als Athlet angespannt und nervös zu sein, weiß, wohin sich der Schwimmsport entwickelt. Er ist Stütze des Teams, Lenker, Denker. Und so verwundert es nicht, dass sich Onea bei seinem ersten Start nach ein paar Zügen sicher ist: Meine Form stimmt, der Kopf ist frei, das wird eine spitzen EM. Und so holt er gleich zu Beginn der Wettkämpfe Silber über die 200 Meter Lagen. Andreas Ernhofer, 21 Jahre jung und erstmals bei einer EM, ist am Tag darauf vor dem Start „nervös wie beim Christkindl“, schlägt über die 50 Meter Brust sensationell als Dritter an. Der Erfolg kommt unerwartet, umso grenzenloser ist der Jubel darüber – nicht nur bei ihm, das ganze Team ist euphorisiert. Sabine Weber-Treiber schnappt sich darauf Silber über die 50 Meter Freistil. Sie hat vor dem Start ein Ritual. „Ich esse immer noch drei Gummibärli im Callroom, diesmal waren es vier“, so Weber-Treiber. Grund zur Anspannung hat sie auch. Bei der EM wird sie neu klassifiziert und kennt ihre Gegnerinnen noch nicht. „Ich habe da keinen Ärger verspürt. Ganz im Gegenteil: Ich liebe Herausforderungen“, so Weber-Treiber.

(c) GEPA

Janina Falk, eine der jüngsten Teilnehmerinnen wird zweimal Fünfte, zerschmettert einen Rekord nach dem anderen und schafft damit auch die Limits für die WM 2019. Janinas großartige Zeiten und die Bronzene von Ernhofer sind keine Selbstläufer. Der Konkurrenzkampf in ihren Klassen ist groß, wer nicht auf den Punkt seine Leistung abrufen kann, schwimmt hinterher. „Dass die zwei Jungen so abgeliefert haben, ist unglaublich wichtig für den Schwimmsport in Österreich!“, so Onea. „2020 in Tokio haben wir eine Mannschaft mit vier potenziellen Teilnehmerinnen am Start. Und als Team sind wir sowieso unschlagbar!“, sagt Onea und holt zum Beweis auch noch Bronze über die 100 Meter Butterfly.

Para-Schwimm-EM in Dublin,
13. - 19. August, mehr unter
paralympic.org/dublin-2018