Auf zu neuen Touren

Paracycler Alexander Gritsch nutzt 2020 als besonderes Trainingsjahr mit neuem Sportgerät.

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"Niemand kann garantieren, dass ich mein Ziel erreiche, aber wenn man nicht aufgibt, hat man sein Ziel nie verloren." Dieses Zitat prangt in großen Lettern auf der Website von Alexander Gritsch. Der 38-Jährige ist seit einem Autounfall querschnittgelähmt, wurde Handbike-Profi und hat während seiner Behindertensportkarriere besonderes Augenmerk auf die Entwicklung mentaler Stärke gelegt. Diese hilft ihm durch das aufgrund der Corona-Pandemie herausfordernde Sportjahr 2020.

Dabei musste Gritsch seine für heuer gesetzten Ziele verschieben: "Tirol war zu Beginn stark betroffen, die Quarantäne war für mich als Outdoor-Sportler psychisch sehr herausfordernd. Dann wurde mein Wettbewerbshighlight, die Paralympics in Tokio, auf das nächste Jahr verschoben. Für mich war aber schnell klar: Ich muss meinen Fokus für heuer ändern und die Ziele eben nächstes Jahr erreichen."

"Ich habe mir gesagt: 2020 wird das spannendste Trainingsjahr deines Lebens."

Bei dieser Entscheidung standen dem Heeressportler zahlreiche Unterstützer zur Seite: "Das Bundesheer und der Tiroler Behindertensportverband ermöglichen es mir mit der finanziellen Unterstützung, auch in so schwierigen Zeiten Leistungssport zu betreiben. Trainer Michael Flir entwickelt abwechslungsreiche Pläne für mich, Manager Erwin Vögele aquiriert Sponsoren. Besonders dankbar bin ich auch meiner Frau. Sie redet mir in schwierigen Phasen immer gut zu und baut mich auf, wenn es mir schlecht geht. Das hat mir dabei geholfen, die Einschränkungen als Chance zu betrachten. Ich habe mir gesagt: 2020 wird eben kein Wettkampfjahr, sondern das spannendste Trainingsjahr meines Lebens."

Zunächst standen – der Quarantäne geschuldet - Indoor-Einheiten am Programm. Die Freude über die ersten Ausfahrten war dann umso größer: "Durch die vielen abgesagten Wettkämpfe hatte plötzlich mehr Freiheiten in meiner Trainingsplanung. Ich konnte endlich jene Touren fahren, die ich schon immer ausprobieren wollte aber bisher aufgeschoben habe."

Zusätzlich sorgte ein neues Sportgerät eines Innviertler Spezialisten für zusätzliche Antriebskraft: "Ludwig Hackinger, der auch die Räder von Tom Frühwirth und Walter Ablinger baut, hat mir ein Weltklasse-Sportgerät entwickelt. Das Handbike wurde genau an meine Bedürfnisse angepasst." Nach kurzer Eingewöhnungsphase setzte Gritsch zu neuen Bestleistungen an. "Das neue Rad ist leichter und steifer. Zusätzlich verhindert eine an mein Gesäß angepasste Schale unnötige Bewegungen und verschafft mir aerodynamische Vorteile. Ich spüre einen riesigen Unterschied und hoffe, in Zukunft noch näher an Tom Frühwirth heranzukommen. Er ist der Handbiker, der das Limit vorgibt."

Der Ausdauerathlet fand schon immer neue Möglichkeiten, sich zu motivieren: "Man kann sich auf so viele Möglichkeiten selbst pushen. Man muss nur auf seinen Körper hören und ihm das geben, was er braucht. Das darf auch Schokolade sein. Ich denke, dass meine positive Einstellung zum Leben und zum Sport einen großen Anteil daran hat, dass ich noch nie verletzt war."

Die Grundlagen für Erfolge im Jahr Wettkampfjahr 2021 liegen im "Team Gritsch" parat: Manager Erwin Vogel hat sämtliche Rennpläne bereits in der Schublade und wird zu den Wettbewerben mitreisen, um seinen Athleten persönlich zu motivieren. Trainer Flir und die Familie werden Gritsch weiterhin mit großem Einsatz unterstützen. Das ist zwar noch keine Garantie für Erfolge, trotzdem ist klar klar: Auch wenn Alexander Gritsch manches Ziel nach hinten verschieben muss, er wird es nicht aus den Augen verlieren.