ÖBSV-TT-Cup: Der Rookie und der Routinier

Manfred Dollmann und Henrik Andersson: Der Favorit und der Newcomer spielen beim ÖBSV-Cup in Stockerau in unterschiedlichen Rollen.

Routine trifft Rookie. Foto Dollmann (c) Lukas Jahn, Foto Andersson (c) Torbjörn Andersson

Das Sportzentrum Alte Au in Stockerau steht bereit für den ÖBSV-Cup im Tischtennis für Rollstuhlfahrer und stehende Sportler. Mittendrin im Turniergeschehen sind auch Manfred Dollmann und Henrik Andersson, deren Ausgsangslager nicht unterschiedlicher sein könnte. Dollmann ist topgesetzt, hat mit seinen 55 Jahren so gut wie alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt und geht als Favorit ins Turnier. Andersson ist erst 23, seit zwei Jahren querschnittgelähmt und will das Rollstuhl-Tischtennisfeld von hinten aufrollen.

Dollmann wünscht sich starke, junge Konkurrenz auf nationaler Ebene: "Es wäre optimal, wenn junge Spieler nachkommen, die gleichwertig oder sogar noch besser sind. Dadurch würden Egon Kramminger und ich noch mehr gefordert werden. Das würde uns in Österreich viel bringen, wenn ein Routinier und ein junger Spieler bei Großevents im Doppel antreten könnten."

Einer dieser Spieler könnte Andersson sein. Er absolviert mit dem ÖBSV-Cup sein erstes Einzel-Turnier: "Die Vorfreude ist riesig. Das wird mein erstes Einzelturnier und da bin schon sehr motiviert! Natürlich möchte man auch gut abschneiden, also eine gesunde Nervosität ist auch mit dabei." Er hat sich - unterstützt von einer Rollstuhltischtennislegende - akribisch vorbereitet: "NIch trainiere in meinem Verein zwei Mal pro Woche, meine Trainerin ist Doris Mader. Und dann kommt natürlich noch Kraft und Ausdauertraining dazu. Speziell als Rollstuhlfahrer ist auch noch regelmäßiges Dehnen wichtig um die Beweglichkeit zu erhalten.

Coaching von einer der besten Österreicherinnen aller Zeiten: Doris Mader trainiert Andersson. Foto (c) Torbjörn Andersson

Vom System her muss er sich als junger Spieler hocharbeiten. Es werden mehrere Zehnergruppen gebildet, Dollmann ist in Gruppe 1, Andersson in Gruppe 4. Dollmann traut Andersson zu, den Weg nach oben zu schaffen: "Ich habe Henrik vor ein paar Wochen kennengelernt und erstmals spielen gesehen. Er macht einen ganz guten Eindruck und auch körperlich ist er gut drauf. Er hat sicher Chancen, etwas weiterzubringen."

Auch wenn es (noch) zu keinem direkten Duell kommen wird ist für Andersson klar: "Es freut einen neuen Spieler wie mich natürlich besonders, zusammen mit Legenden wie Manfred Dollmann und Egon Kramminger ein Turnier zu bestreiten. Sie waren international dort, wo ich hinwill, nämlich bei den Paralympics. Ich werde denen ganz genau zusehen und vieles von ihnen lernen.

Immer volle Power auf der Platte: Manfred Dollmann. Foto (c) Lukas Jahn

Medaillengarant Dollmann konnte bei der letzten Europameisterschaft leider kein Edelmetall mit nach Hause nehmen. "Der Teambewerb war aber sehr lässig, mit meiner Leistung bin ich deshalb trotzdem zufrieden. Das Teilnehmerfeld war einfach sehr dicht und stark, das Niveau ist in den vergangenen Jahren unglaublich gestiegen. Die Klassen werden größer, früher hatten immer rund 10 Spieler um die Medaillen gematcht, heute sind es 30 oder mehr."

Damit auch in Österreich das Niveau steigt, käme Dollmann ein junger Wilder gerade recht. Diese hätten dann auch gleich das Wissen, mit einem nationalen Erfolg auch international konkurrenzfähig zu sein: "Die Jungen wissen: Wenn Sie Egon oder mich schlagen, können sie auch bei den Großereignissen etwas reißen!"

Anderssons Fokus: Beruflich Cyberkriminalität, sportlich der weiße Kunststoffball. Foto (c) Torbjörn Andersson

Das wäre der große Wunsch des Rookies, der mit harter Arbeit über viele Jahre realisiert werden soll. Dennoch weiß der sympathische junge Wiener, der im Bundeskriminalamt im Cyber Crime Competence Center arbeitet: "Ich weiß, ich muss einen Schritt nach dem anderen machen! Erstmals möchte ich mich national im vorderen Bereich etablieren. Mein langfristiges Ziel müssen aber einfach die Paralympics sein. Eine Medaille wäre die Krönung!"

Dollmann kennt den Weg, den man dafür gehen muss. Unterstützt wird er dabei unter anderem von Nationaltrainer Johann Knoll: "Johann ist als Trainer ein unglaubliches Gesamtpaket. Er haut sich für seine Spieler rein, hat unglaubliches Fachwissen und nutzt die vorhandenen Möglichkeiten optimal aus. Ich bin jetzt seit 35 Jahren dabei und muss sagen: Wir hatten noch nie einen besseren Coach als ihn!

Mit den Tipps von Dollmann, dem Coaching von Mader (und vielleicht in Zukunft Johann Knoll), viel Ehrgeiz und dem nötigen Quäntchen Glück kann Anderssons Traum eines Tages Wirklichkeit werden.